Sogar RTL fiel auf die Lügen-Deutsche rein
Mutter (49) setzt ihre gesunden Kinder in den Rollstuhl

Maike B. (49) tingelte durch TV-Shows und spielte die aufopfernde Mutter mehrerer schwerkranker Kinder. Jetzt steht sie vor Gericht – die Deutsche soll nur eine miese Betrügerin sein.
Publiziert: 22.08.2019 um 14:28 Uhr
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Aktualisiert: 22.08.2019 um 19:40 Uhr
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Die Zeitschrift «Kurier» des Bundesverbandes Rehabilitation berichtete in einer Titelgeschichte über die Familie.
Foto: BDH Kurier

Vier behinderte Kinder! Rheuma, Asthma, die Bluter- und die Glasknochenkrankheit! So erregte Maike B. (49) Aufmerksamkeit und Mitleid in der deutschen TV-Landschaft und kassierte Sozialleistungen und Krankenkassengelder von umgerechnet über 150'000 Franken. Dabei redete sie ihre Kinder nur krank. Bis sie es teilweise selbst glaubten.

Nur die älteste Tochter, Jessica R. (27), durchschaute die miese Masche. Jetzt steht Maike B. wegen Betrugs und Misshandlung vor dem Landgericht Lübeck – und Jessica R. sagt gegen sie aus. Ihre Mutter habe sie davon überzeugen wollen, dass sie an der Glasknochenkrankheit leide, so die Tochter. Doch die damals 18-Jährige glaubte ihr nicht und liess sich auf eigene Faust untersuchen. Der Arzt schloss die Krankheit aus.

Wenn Gutachter kamen, mussten sie sich krank stellen

«Immer wenn Gutachter zu uns nach Hause kamen, wurden die Kinder in den Rollstuhl gesetzt», sagt Jessica vor Gericht aus. «Dann sollten sie besonders krank spielen.» Als Belohnung habe die Mutter jeweils Spielzeug versprochen. «Und sie sagte, dass wir weiter mit dem Geld schöne Sachen unternehmen können.»

Doch bei blossen Versprechungen blieb es nicht, wie Jessica im Gerichtssaal zu Protokoll gibt. Maike B. jagte den Kindern Angst ein, malte den Teufel an die Wand, damit sie mitspielten: «Meine Mutter hat den Kindern erzählt, ihre Krankheiten würden sich verschlimmern, wenn sie nicht im Rollstuhl sässen.» 

Abgebaute Muskulatur, soziale Ausgrenzung

Das hinterliess Spuren bei den Kindern, wie Staatsanwältin Dorothea Röhl laut «welt.de» ausführt. «Wir gehen davon aus, dass die Kinder durch das Handeln der Mutter körperliche und auch seelische Schäden davongetragen haben.» Irgendwann hätten die Kinder selbst angenommen, schwer krank zu sein.

Laut Anklage musste der 10-jährige Jendrik-Lukas wegen der vielen Schul-Absenzen aufgrund von Arztbesuchen eine Klasse wiederholen. Ihm und seiner Schwester Jennifer-Selver (18) redete Maike B. ein, an der Glasknochenkrankheit zu leiden. Sohn Jerremy (15) lebte in dem Glauben, Rheuma zu haben und sass wie sein ältester Bruder Jerome-Hannes (17) im Rollstuhl. Maximal 80 Schritte durften sie täglich gehen, wie «bild.de» berichtet. Die Folgen der mangelnden Bewegung waren unter anderem abgebaute Muskulatur und soziale Ausgrenzung.

Berichte gefälscht, falsche Symptome geschildert

«Sie brauchte die Aufmerksamkeit», sagte Tochter Jessica beim Prozess über ihre Mutter. Tatsächlich war Maike B. in zahlreichen TV-Shows zu Gast. Auch Zeitungen und Zeitschriften berichteten über sie als von schweren Schicksalsschlägen getroffene Mutter, die niemals aufgab. So hatte die heute 49-Jährige etwa Auftritte bei der Sendung «Stern TV», bei RTL, in der Talk-Show von Markus Lanz. Aber auch Spiegel Online, mehrere Regionalzeitungen und die Zeitschrift «Kurier» des Bundesverbandes Rehabilitation berichteten über sie. 

Um die Lüge am Leben zu erhalten, soll Maike B. medizinische Berichte gefälscht und Ärzten falsche Symptome geschildert haben. Der Schwindel flog schliesslich auf, als die Behörden 2016 Unstimmigkeiten entdeckten und Anzeige erstatteten. Die Kinder wurden vom Jugendamt in Obhut genommen und in Pflegefamilien untergebracht. (noo)

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