Papst Franziskus (78) hat alle Hebel in Bewegung gesetzt. Sonst wäre es möglicherweise nicht zu der historischen Annäherung zwischen den USA und Kuba gekommen, die jetzt verkündet wurde.
Franziskus wird sich kaum auf diesem Erfolg ausruhen. Bringt er die Amerikaner dazu, das US-Gefangenenlager Guantánamo auf Kuba zu schliessen? Fest steht: Franziskus hat das Thema gegenüber US-Aussenminister John Kerry (71) bereits angesprochen. Kerry seinerseits habe um «Unterstützung bei der Suche nach angemessenen humanitären Lösungen für derzei-
tige Insassen» gebeten, wie ein Papst-Sprecher sagt. Auf dem US-Marinestützpunkt auf Kuba sitzen derzeit 136 Terrorverdächtige hinter Gittern. Ohne Anklage und auf unbestimmte Zeit.
Papst Franziskus hat den Vatikan als ernstzunehmenden Vermittler zurück auf die internationale Politbühne gebracht, nachdem sich sein Vorgänger Benedikt XVI. (87) in erster Linie mit theoretischen Glaubensfragen beschäftigt hatte. Kürzlich erklärte Franziskus einer Gruppe neuer Vatikan-Diplomaten ihre Aufgabe mit den Worten: «Die Arbeit eines Botschafters besteht aus kleinen Schritten.» Aber diese seien stets dazu da, «die Herzen der Menschen zusammenzubringen, Bruderschaft zwischen den Menschen zu festigen».
Im Fall der Beziehung zwischen den USA und Kuba ist Franziskus mehr als nur ein kleiner Schritt gelungen: Gekonnt nutzte er als Argentinier seine Beziehungen in Lateinamerika, setzte mit Kardinal Pietro Parolin (59) als Aussenminister und Erzbischof Giovanni Becciu (66), dem Premierminister des Vatikans, seine fähigsten Leute darauf an. Im Sommer richtete sich Franziskus in einem persönlichen Schreiben an US-Präsident Barack Obama (53) und den kubanischen Staatschef Raúl Castro (83), um den Prozess voranzutreiben.
Im Oktober kam es zu einem geheimen Treffen beider Seiten im Vatikan. Als der Deal zum Austausch von Gefangenen und zu einer diplomatischen Annäherung am Mittwoch öffentlich wurde, bedankte sich Obama bei «Seiner Heiligkeit Papst Franziskus».