Der kleine Maddox Derkosh (2) war am Sonntag gegen Mittag mit seinen Eltern Jason und Elizabeth Derkosh im Pittsburgh Zoo, im amerikanischen Bundesstaat Pennsylvania, unterwegs. Auf einer Aussichtsplattform setze seine Mutter ihn auf ein Geländer, damit er besser hinuntersehen konnte. Plötzlich fiel der Kleine vier Meter in die Tiefe - mitten ins Gehege der Afrikanischen Wildhunde. Ein ganzes Rudel stürzte sich sofort auf ihn.
Helfer hatten keine Chance
Augenzeugen berichten, dass sie plötzlich verzweifelte Hilfeschreie hörten.
Angestellte des Zoos reagierten binnen weniger Minuten, kurz darauf erschien auch die Polizei. Die Zoowärter konnten sieben der insgesamt elf Wildhunde vom Opfer abbringen, indem sie sie mit einem Betäubungsgewehr erschreckten. Kurz danach konnten drei weitere verscheucht werden. Aber eines der Tiere war besonders aggressiv und hörte nicht auf, Maddox zu attackieren bis einer der Polizisten es schliesslich erschoss.
Aber für den kleinen Bub kam jede Hilfe zu spät.
Barbara Baker, Zoochefin, sagte gestern: «Angestellte des Zoos standen nur drei Meter vom Geschehen entfernt und handelten so schnell wie nur möglich. Trotzdem konnten sie nichts mehr für Maddox tun, denn es war zu gefährlich für sie, in das Gehege hineinzugehen.»
Auch Wildtier-Experte Jack Hanna ist sich sicher: «Der Bub war innerhalb von Millisekunden tot. Diese Tiere sind so schnell, das kann man sich gar nicht vorstellen. Man kann sie mit Piranhas vergleichen. Selbst wenn man die Hunde auf der Stelle erschossen hätte, es war unmöglich, schnell genug zu sein, um das Leben des Jungen noch zu retten.»
Der kleine Maddox verblutete.
Gestern wurde noch spekuliert, ob Maddox vielleicht bereits durch den Sturz ums Leben kam. Die untersuchenden Ärzte aber gaben heute bekannt, dass er wegen den Hundebissen verblutete.
Unter dem Geländer, von dem er fiel, befindet sich zwar ein Sicherheitsnetz. Dieses dient jedoch dazu, Kameras oder andere kleinere Gegenstände aufzufangen, nicht Menschen. Maddox prallte vom Netz ab, direkt in das Gehege hinein, erklärte Barbara Baker.
Die restlichen Zoobesucher die sich beim Gehege aufhielten, wurden sofort nachdem die ersten Hilfeschreie ertönten, in ein sicheres Gebäude gebracht. Der Zoo wurde gleich nach dem Vorfall geschlossen und ist erst heute wieder zugänglich. Die Anlage der Afrikanischen Wildhunde bleibt bis auf weiteres geschlossen, die Tiere stehen für die nächsten dreissig Tage unter Quarantäne.
Wie soll ich bloss meinen Kindern erklären, dass ihr Gspänli nicht mehr hier ist?
Im Pavillon, in dem der kleine Maddox Derkosh starb, können Besucher ihm nun seine letzte Ehre erweisen. Die Stelle ist mit einer Bambuswand abgeschirmt, mit Rosen geschmückt.
Eine Nachbarin der Eltern, Rachel Majcher, sagte gegenüber «Tribune Review»: «Jason und Elizabeth gingen ohne Maddox nirgendwo hin. Als Mutter mag ich mir diese Tragödie gar nicht erst vorstellen. Das Herz bleibt einem schon stehen, wenn das eigene Kind sich nur ein Knie aufschürft! Mein Vater hatte ihn erst an Halloween noch gesehen, als Superman verkleidet. Und oft spielte er mit seinem Cousin auf der Schaukel. Wie soll ich bloss meinen Kindern erklären, dass ihr Gspänli nicht mehr hier ist? Wir werden seinem Leben feierlich gedenken.»
Gefährliche Jagdtiere
Afrikanische Wildhunde leben eigentlich in den Savannen Afrikas, wo sie zu den gefährlichsten und schnellsten Jagdtieren gehören. Ihre Erfolgsrate bei Jagden liegt bei etwa 80 Prozent! Als Vergleich, Löwen schaffen es nur, 30 Prozent der Tiere, die sie jagen, zu töten. Sie treten im Rudel auf, was sie noch gefährlicher und effizienter macht. Deswegen hatten die Zooangestellte keine Chance die Hunde zu stoppen. Afrikanische Wildhunde sind vom Aussterben bedroht. Anlagen wie die im Pittsburgh Zoo tragen wesentlich zur Arterhaltung bei.
Es ist nicht der erste Zwischenfall in diesem Zoo mit den Wildhunden. Im vergangenen Mai gruben sich einige unter dem Zaun des Geheges durch, worauf der Zoo für einige Stunden geschlossen werden musste.
Die näheren Umstände des Unfalls werden zur Zeit untersucht. Die Eltern des Jungen werden betreut. (pkd)