Versteckte Kameras sorgen bei Airbnb-Gästen für Misstrauen. Die Plattform erntete in letzter Zeit vermehrt negative Kritik. Betroffene beschweren sich: Die Mietkosten hätten sie zwar zurückerhalten, jedoch seien sie von Airbnb wie frustrierte Kunden behandelt worden – und nicht wie Opfer einer kriminellen Tat.
Ein solcher Fall spielte sich anfangs Mai in Peking ab. Eine IT-Expertin mietete über Airbnb eine Unterkunft. Bereits bei ihrer Ankunft wurde sie misstrauisch. «Ich habe einen Bewegungssensor am Eingang der Wohnung und zwei in den beiden Schlafzimmern gefunden. Das ist ungewöhnlich», sagte sie gegenüber der Zeitung «Beijing Youth Daily».
Versteckte Kameras sind weltweit ein Problem
Daraufhin suchte sie die Wohnung nach Überwachungskameras ab – und wurde tatsächlich fündig. Im Schlafzimmer bemerkte sie einen ungewöhnlichen WLAN-Router. Neben die bestehenden LED-Leuchten hatte der Vermieter ein weiteres Loch gebohrt und darin eine Kamera versteckt. Ihr Vermieter – ein sehr empfehlenswerter Gastgeber, ein sogenannter Superhost – wurde daraufhin festgenommen und zu einer Haftstrafe von 20 Tagen verurteilt. Seine Inserate wurden von der Airbnb-Webseite gelöscht.
Laut Airbnb seien versteckte Kameras «unglaublich selten». Trotzdem findet man im Netz zahlreiche andere Fälle. In Irland entdeckte eine Familie im April eine Kamera im Rauchmelder, zwei Monate zuvor fanden fünf Frauen in Auckland (Neuseeland) eine Kamera in einer Glühbirne, und im Januar bemerkte ein Mann in seinem gemieteten Schlafzimmer in Florida gleich zwei Kameras – versteckt in Ladegeräten.
Der wohl bekannteste Fall stammt aus Ibiza: Wegen einer versteckten Kamera in einer Airbnb-Villa endete die Karriere des österreichischen Vizekanzlers Heinz-Christian Strache (BLICK berichtete).
«Viele Kameras findet man vermutlich nie»
Der Schweizer Rechtsanwalt Martin Steiger rät davon ab, in vermieteten Unterkünften Kameras zu verwenden. Laut Schweizer Gesetz seien solche Aufnahmen strafbar. «Auch der Hinweis auf eine installierte Kamera reicht nicht. Von den Betroffenen braucht es eine ausdrückliche Einwilligung – und diese würde sicherlich niemand erteilen», sagt er zu BLICK.
Aber der Experte weiss: «Kameras können so klein wie eine Stecknadel sein. Wenn diese gut positioniert sind, findet man sie vermutlich nie.» Trotzdem gebe es Tricks, mit denen auch Laien eine versteckte Kamera finden könnten. «Mit einer Taschenlampe kann man das Zimmer ausleuchten. Falls das Licht auf eine Kamera trifft, reflektiert die Kameralinse dieses meistens», sagt er. Dabei könne man auch die Handy-Taschenlampe verwenden. Vielfach seien Kameras auch über das WLAN ersichtlich oder in Geräten versteckt, die am Strom angeschlossen sind. «In einem normalen Zimmer gibt es endlos viele Orte, wo eine Kamera versteckt sein könnte.»
Falls man aber eine Kamera entdecke, solle man die Polizei kontaktieren. Schliesslich wisse man nicht, ob noch weitere versteckt sind. «In solchen Fällen droht dem Vermieter eine Geldstrafe oder sogar eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren», sagt Steiger. Zudem seien Hausdurchsuchungen oder Einvernahmen durch die Polizei und die Staatsanwaltschaft möglich.