«Unsere Herzen sind gebrochen. Es gibt keine Worte um zu beschreiben, was für ein trauriger Tag dies für Dallas ist.»
Es sind die Worte von Dallas Polizeichef David Brown, die mich heute Morgen empfangen, als ich den Fernseher einschalte während ich all die besorgten SMS aus der Heimat beantworte. Am Morgen nach der Nacht, die Dallas für immer verändert hat.
Ich bin hier in Dallas. Beliefere von hier aus die BLICK-Leser mit den neuesten Geschichten aus Amerika, sorge von hier aus dafür, dass unsere Leser auch über Nacht mit den News aus der ganzen Welt versorgt sind. Bis letzte Nacht die grössten Schlagzeilen nicht irgendwo auf dieser Welt passierten, sondern direkt vor meiner Haustür.
Die Stimmung in Amerika war in den Tagen zuvor bereits angeheizt, angespannt, seit Polizisten erneut zwei Schwarze getötet hatten. So war die Stimmung im ganzen Land, vor allem aber in der dunkelhäutigen Bevölkerung. Überall in den USA war es zu Demonstrationen gekommen. Auch in Dallas wurde kurzfristig ein Protestmarsch organisiert. Dass er in einer solchen Tragödie enden würde, das konnte sich niemand vorstellen. Und trotzdem wurde sie traurige Realität.
Es war kurz nach 21 Uhr Ortszeit, als mich die ersten Nachrichten erreichten. Der lokale TV-Sender, der in meinem Büro stets angeschaltet ist, berichtete zuerst plötzlich von zwei angeblich angeschossenen Polizisten. Eine zuerst unbestätigte News, die sich am Ende als eine gezielte Hinrichtung von Polizisten herausstellen sollte.
Das Zentrum mit seiner imposanten Skyline steht still
Immer mehr Polizeiwagen mit Blaulicht rauschten auf der Strasse vor meiner Wohnung vorbei. Immer mehr Sirenen waren zu hören. Immer grösser wurde die Aufregung, die Besorgnis. Immer mehr Nachrichten erreichten mich von Freunden vor Ort. Immer mehr Details kamen ans Licht. Bis die ganze Welt nach Dallas blickte. Und schockiert war wie ich.
Das Zentrum mit seiner imposanten glitzernden Skyline steht seit gestern Nacht still – ist grossräumig abgesperrt. Die Strassen in Downtown sind leer. In den unzähligen Hochhäusern wird nicht gearbeitet sondern auf den Strassen nach wie vor nach Bomben gesucht.
Als die Polizei den letzten Täter in einer Tiefgarage umzingelt hatte, drohte er ihnen: «Wir werden noch mehr Polizisten töten und verletzten. Vielleicht findet ihr die Bomben ja.»
Letzte Worte eines Attentäters bevor er ausgeschaltet wurde. Letzte Worte mit denen er und seine Komplizen diese Stadt in einer Nacht aber auch für die Zukunft verändert haben. Diese Stadt in Texas, in der man stolz ist, dass man mit der nötigen Lizenz die Waffe noch offen auf sich tragen kann. Eine Stadt, in der es bisher hiess, dass sie mehr Jobs und Restaurants zu bieten habe als Historisches, diese Stadt ist jetzt gebrandmarkt. Sie wird nicht mehr nur bekannt dafür sein, dass Präsident Kennedy hier ermordet wurde, sondern auch dafür, dass hier der tödlichste Anschlag auf Polizisten seit dem 9/11 verübt wurde.
Ich habe keine Angst hier zu sein. Aber es geht mir wie dem Polizeichef: Es fehlen mir die Worte um zu beschreiben, was für ein trauriger Tag dies für diese wundervolle Stadt ist. Eine Stadt, die von heute an nie mehr dieselbe sein wird.