Seit letzter Woche steht Joaquín «El Chapo» Guzmán in New York vor Gericht. Der mexikanische Drogenboss muss sich wegen unzähliger Verbrechen verantworten. Beim Prozess kommt ans Licht, wie unzimperlich der Boss des Sinaloa-Kartells vorging.
So liess er offenbar den Bruder des Bosses eines rivalisierenden Kartells umbringen, weil dieser ihm die Hand nicht schütteln wollte. Das sagte Jesus «El Rey» Zambada, ein ehemaliges Mitglied des Sinaloa-Kartells, vor Gericht.
Im Jahr 2004 traf sich «El Chapo» mit Carrillo Fuentes, dem Bruder des Juarez-Chefs Vicente Carrillo Fuentes. «Als [Rodolfo] ging, streckte Chapo ihm die Hand hin und sagte, bis später, Amigo, und Rodolfo liess ihn einfach mit ausgestreckter Hand stehen», sagte Kronzeuge Zambada laut einem Bericht der «New York Post».
Wenig später war er tot
Sein Bruder, die rechte Hand von «El Chapo», habe Zambada nach der Begegnung gesagt: «Mein Kumpel Chapo ist sehr wütend». Chapo habe gesagt, er werde ihn töten, weil er Rodolfo nicht mehr ertrage.
Der Handschlag-Verweigerer Rodolfo Fuentes wurde noch im selben Jahr auf Geheiss von Guzmán ermordet. Das führte zu einer blutigen Fehde zwischen dem Sinaloa- und dem Juarez-Kartell, die bis dahin eine Allianz gebildet hatten. Als Rache liess der Juarez-Chef Chapos kleinen Bruder ermorden. Der Drogenkrieg tobt noch heute.
Jesus Zambada sagte auch aus, er sei damit beauftragt worden, einem Offizier des mexikanischen Militärs 250'000 US-Dollar Schmiergeld zu zahlen, damit dieses seinen Chef in Ruhe lasse. Das Militär blies daraufhin eine Operation zur Verhaftung von Guzmán ab.
Lieblings-Pistole mit Diamanten-Griff
Als Dankeschön habe der Drogenboss Zambada und dessen Frau zum Frühstück in seinem Versteck in einem Wald in den abgelegenen Sinaloa-Bergen eingeladen. Stolz habe El Chapo seine Lieblingspistole präsentiert – mit eingravierten Initialen, und der Griff war voller Diamanten.
Die US-Justiz wirft dem wegen seiner Körpergrösse von etwas mehr als 1,60 Metern «El Chapo» (Der Kurze) genannten Guzmán unter anderem Drogenhandel, Geldwäscherei und das Führen einer kriminellen Organisation – des mexikanischen Drogenkartells Sinaloa – vor.
Er soll tonnenweise Kokain und Heroin in die USA geschmuggelt und damit Milliarden verdient haben. Zudem soll er für bis zu 3000 Morde verantwortlich sein.
Bis zu einem Urteil kann es nach Einschätzung von Richter Brian Cogan noch mehrere Monate dauern. Bei einer Verurteilung droht Guzmán eine lebenslange Haftstrafe. Die Todesstrafe ist nach einer Einigung zwischen Mexiko und den USA ausgeschlossen. (rey/SDA)