Die slowakische Sektion der Vereinigung der Europajournalisten (AEJ) schreibt: «Wir müssen die Frage stellen, warum nicht mehr Beweise zusammengetragen wurden und warum das Sonderpolizeiteam, das dieses schreckliche Verbrechen untersucht hat, vorzeitig aufgelöst wurde.» Es gebe gute Gründe für die Annahme, dass die Auftraggeber des Mordes ungeschoren davonkommen könnten.
Misstrauen bleibt
Solange die Frage, wer Kuciak und seine Verlobte erschossen habe, nicht beantwortet sei, bleibe ein grosses Misstrauen gegenüber dem slowakischen Justizsystem. Die AEJ verwies darauf, dass in der Causa noch das Oberste Gericht ein abschliessendes Urteil sprechen müsse.
Der slowakische Journalist Jan Kuciak, der für Ringier arbeitete, wurde am 21. Februar 2018 mit seiner Verlobten Martina Kusnirova (†27) ermordet. Kuciak hatte in einer Recherche Mafia-Verbindungen ins Büro des Regierungschefs nachgewiesen.
Ministerpräsident trat zurück
Der Mord an Kuciak hatte in der Slowakei landesweit für Erschütterung gesorgt und ein politisches Erdbeben ausgelöst. Die postume Veröffentlichung eines Artikels von Kuciak führte zu Massendemonstrationen gegen die Regierung in Bratislava und schliesslich zum Rücktritt des damaligen Ministerpräsidenten Robert Fico (55).
Der Polizeiapparat wurde umgebaut. Im September 2018 wurden vier Verdächtige verhaftet.
Die Proteste ebneten den Weg für die Wahl der Rechtsanwältin und Anti-Korruptions-Aktivistin Zuzana Caputova (47) zur Präsidentin des Landes sowie von Igor Matovic (47) zum Regierungschef. (SDA/gf)