Skurriler Weihnachtstrend
Amis verschenken gerne DNA-Tests

Das Päckchen, das viele US-Bürger dieses Jahr unterm Christbaum finden werden, ist klein. Doch das damit verbundene Versprechen ist riesig: Sie könnten ihre Herkunft aufklären und unbekannte Verwandte aufspüren.
Publiziert: 23.12.2018 um 17:30 Uhr
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In den USA werden immer häufiger DNA-Tests zu Weihnachten verschenkt.
Foto: geisser

DNA-Tests zur genetischen Ahnenforschung werden als Weihnachtsgeschenk in den Vereinigten Staaten immer beliebter. Sie bestehen aus einem kleinen Röhrchen, das mit Spucke gefüllt werden muss, und einem Umschlag für den Weg ins Labor.

Flora Bertrand hat ihrem Mann so ein Set bereits geschenkt. Das Ergebnis der DNA-Analyse konnte er wenige Wochen später auf der Website des Anbieters einsehen. Auf einer Weltkarte ist zu sehen, zu welchem Prozentsatz seine DNA aus welcher Region stammt. 

"Wir waren wirklich überrascht", sagt Bertrand. Das Paar lebt in New York, doch ihr Mann stammt aus aus dem Karibikstaat Trinidad und Tobago. Über seine Vorfahren wusste er nur, dass sie einst als Sklaven verschleppt worden waren.

"Die grösste Überraschung war, wie gross der europäische Anteil im Erbgut ist", sagt die 40-Jährige. «18 Prozent britisch und ein Prozent irisch.» Wie Bertrands Mann haben sich bereits Millionen Menschen in den USA - einem von Einwanderern gegründeten Land - haben sich DNA-Test auf die Suche nach ihren Ursprüngen gemacht. 

Der Markt dafür sei «seit 2017 exponentiell gewachsen", sagt Heather Zierhut, Juniorprofessorin für Genetik an der Universität von Minnesota. Mit herzerwärmenden Geschichten von neu gefundenen Verwandten versuchen die Anbieter ihre Tests als das «perfekte Weihnachtsgeschenk» zu vermarkten. 

Eine dieser Geschichten ist die einer 69-Jährigen, die durch die Genanalyse ihre biologische Mutter fand, die bis dahin geglaubt hatte, ihre Tochter sei gleich nach der Geburt gestorben.

"Genetische Tests zur Ahnenforschung vergleichen das genetische Profil Einzelner mit den Daten von Menschen verschiedenster Erdteile", sagt Wissenschaftlerin Zierhut. Je mehr Menschen sich testen lassen, desto mehr Vergleichsdaten stehen den Firmen zur Verfügung. 

Die beiden führenden Unternehmen AncestryDNA und 23andMe haben zusammen bereits 15 Millionen DNA-Proben analysiert. «Wir planen, unsere Verkäufe im Weihnachtsgeschäft 2018 im Vergleich zu 2017 zu verdoppeln", sagt David Nicholson von der Firma Living DNA, die Tests in 90 Ländern anbietet. Der Anbieter MyHeritage verkauft seine Analyse-Sets auch in der Schweiz- kurz vor Weihnachten zum Sonderpreis von 69 Franken.

"DNA-Tests sind sich nicht immer das beste Weihnachtsgeschenk", warnt Maarten Larmuseau, Forscher auf dem Gebiet der genetischen Genealogie an der Universität Löwen in Belgien. Zum einen könnten die Resultate von Test zu Test variieren, da sie stark von der verwendeten Datenbasis abhingen, sagt Larmuseau. 

Zum anderen könnten sie traumatische oder lebensverändernde Ergebnisse ans Licht bringen, auf die die Menschen nicht vorbereitet seien. «Ich bekomme oft Anrufe oder Mails von Leuten, die herausgefunden haben, dass ihr Vater oder Opa nicht ihr biologischer Vater oder Opa ist."

Manche Firmen bieten auch DNA-Test zu Krankheitsrisiken an. An Weihnachten zu erfahren, mit hoher Wahrscheinlichkeit an Alzheimer oder Parkinson zu erkranken, ist sicherlich kein schönes Geschenk.

Die Juristin und Bioethikerin Sonia Suter von der George Washington University hat noch einen anderen Kritikpunkt: die Gefahr, dass die Daten zum Beispiel von Pharmakonzernen missbraucht werden. 

"Denken Sie deshalb gut darüber nach, ob und warum Sie diese Information haben wollen", lautet Suters Rat an alle mit DNA-Tests Beschenkten. «Machen Sie den Test nicht einfach, weil Sie ihn haben."

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