Skripal-Verdächtige hatten Decknamen
Und sie sind doch Spione

Die Verdächtigen im Fall Skripal sollen Mitglieder des russischen Geheimdienstes sein. Vergangene Woche versicherten sie noch, sie seien «normale Zivilisten». Passdokumente sollen aufzeigen, dass die beiden Decknamen benutzt hatten.
Publiziert: 21.09.2018 um 18:00 Uhr
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Aktualisiert: 21.09.2018 um 18:02 Uhr
Russland hat Verdächtige im Fall Skripal aufgespürt
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Putin stellt sie als Zivilisten dar:Russland hat Verdächtige im Fall Skripal aufgespürt

Sie seien nur Touristen, versicherten die beiden Skripal-Verdächtigen vergangene Woche in einem Interview mit dem russischen Staatssender RT. Recherchen des Investigativ-Netzwerks Bellingcat deuten nun auf das Gegenteil hin. Nämlich, dass die beiden Agenten des russischen Militärgeheimdienstes GRU sind.

Britische Behörden hatten das bereits zuvor vermutet. Wladimir Putin dementierte die Vorwürfe und bezeichnete Alexander Petrow und Ruslan Boschirow als «Zivilisten». Folgende Argumente der Bellingcat-Journalisten sollen den russischen Präsidenten jetzt zum Schwitzen bringen:

  • Dokumente der russischen Einwohnerbehörde zeigen: Alexander Petrow und Ruslan Boschirow wurden 2009 und 2010 als Bürger registriert. Aus ihrem Leben davor existieren keinerlei Einträge in der Datenbank. Als hätten sie gar nicht existiert.
  • Die Dossiers sind zudem mit der Aufschrift «keine Auskunft geben» versehen und einer Telefonnummer, die zum russischen Verteidigungsministerium führt.
  • Die Passnummern der beiden sind bis auf die letzte Ziffer identisch. 654341297 für Petrow, 654341294 für Boschirow. Im zivilen Personenregister sind beide nicht aufgeführt.
  • Der enttarnte GRU-Agent Eduard Schischmakow hatte fast dieselbe Zahlenfolge in seinem Pass – nur die letzten drei Nummern stimmen nicht überein.

Die Fahndungsfotos der britischen Behörden zeigen Petrow und Boschirow am Tag des Giftanschlags in unmittelbarer Nähe von Skripals Haus. Am selben Tag seien sie nach London abgereist. Dort seien in ihrem Hotel winzige Spuren des verwendeten Nervengifts Nowitschok nachgewiesen worden. Die beiden Russen wiesen bisher alle Vorwürfe von sich. 

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Sie seien in England als Touristen unterwegs gewesen und wollten,...
Foto: Reuters

Selbst nach dem Bericht auf dem Investigativ-Portal Bellincat streitet der Kreml weiterhin jegliche Verbindung zwischen den beiden Verdächtigen und dem russischen Geheimdienst ab. (hah/SDA)

Giftgas-Attacke in Salisbury

Der Ex-Spion Sergej Skripal (66) und seine Tochter Yulia (33) waren am 4. März auf einer Parkbank in der südenglischen Stadt Salisbury bewusstlos aufgefunden worden und kämpfen seitdem um ihr Leben. Nach britischen Angaben wurden sie Opfer des eins in der Sowjetunion entwickelten chemischen Kampfstoffes Nowitschok. Beide wurden schwer verletzt und entkamen nur knapp dem Tod. (kin)

Der Ex-Spion Sergej Skripal (66) und seine Tochter Yulia (33) waren am 4. März auf einer Parkbank in der südenglischen Stadt Salisbury bewusstlos aufgefunden worden und kämpfen seitdem um ihr Leben. Nach britischen Angaben wurden sie Opfer des eins in der Sowjetunion entwickelten chemischen Kampfstoffes Nowitschok. Beide wurden schwer verletzt und entkamen nur knapp dem Tod. (kin)

Der Fall Skripal und die Schweiz

Am 4. März wurden Ex-Doppelagent Sergei Skripal und seine Tochter im englischen Salisbury vergiftet. Untersuchung ergaben, dass es sich beim Gift um den in der Sowjetunion entwickelten Kampfstoff Nowitschok handelt. Obwohl die Skripals überlebten, endete der Anschlag schliesslich tödlich: Anfang Juni kam in Grossbritannien ein Paar mit dem Gift in Kontakt – die Frau starb.

Die Russen streiten ab, hinter dem Anschlag zu stehen. Stattdessen beschuldigten sie die OPCW, falsche Ergebnisse veröffentlicht zu haben. Teil dieser Fake-News-Attacke war auch das Labor Spiez. Kurz darauf wurde zudem bekannt, dass mutmasslich russische Hacker versucht hatten, sich über das Labor Spiez Zugang zu IT-Systemen anderer Labors zu erschleichen.

Am 4. März wurden Ex-Doppelagent Sergei Skripal und seine Tochter im englischen Salisbury vergiftet. Untersuchung ergaben, dass es sich beim Gift um den in der Sowjetunion entwickelten Kampfstoff Nowitschok handelt. Obwohl die Skripals überlebten, endete der Anschlag schliesslich tödlich: Anfang Juni kam in Grossbritannien ein Paar mit dem Gift in Kontakt – die Frau starb.

Die Russen streiten ab, hinter dem Anschlag zu stehen. Stattdessen beschuldigten sie die OPCW, falsche Ergebnisse veröffentlicht zu haben. Teil dieser Fake-News-Attacke war auch das Labor Spiez. Kurz darauf wurde zudem bekannt, dass mutmasslich russische Hacker versucht hatten, sich über das Labor Spiez Zugang zu IT-Systemen anderer Labors zu erschleichen.

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