Elefanten sind eine Attraktion des Zoos in Hannover (D). Dafür zahlen die Besucher gerne Eintritt. Nicht aber, wenn die Dickhäuter dafür leiden müssen, wie Aufnahmen der Tierrechtsorganisation Peta zeigen.
Die Bilder wurden in der Sendung «Report Mainz» der ARD am Dienstagabend ausgestrahlt. Diese zeigen, wie sehr die Tiere für eine perfekte Dressur leiden müssen: Pfleger malträtieren die Dickhäuter mit Peitschen und einer Metallstange.
Schläge auf den Kopf
Im Herbst letzten Jahres hatte die Organisation Peta versteckte Kameras in der Elefantenanlage montiert. Die Bilder, die die Tierschützer nun veröffentlichten, schockieren. Schläge auf den Kopf und andere Körperteile der Tiere sind keine Seltenheit. Eines der Tiere brüllt laut auf nach einem der Schläge.
Peta hat nun gegen den Zoo Hannover Strafanzeige wegen Tierquälerei erstattet.
Direktor steht hinter seinen Mitarbeitern
Der Direktor des Zoos, Andreas Casdorff, nimmt seine Pfleger in Schutz. «Wir müssen die Tiere trainieren, um eine Beziehung zwischen Mensch und Tier herzustellen», sagte er zu «Report Mainz». Dies sei zur Pflege und für medizinische Behandlungen wichtig und notwendig.
«Ich habe weiterhin totales Vertrauen in meine Mitarbeiter, wir werden uns aber alles noch mal genau anschauen. Sollte irgendwo ein Fehlverhalten stattgefunden haben, werden wir konsequent handeln.» Ausserdem werde ein externer Sachverständiger die Aufnahmen begutachten, teilte der Zoo mit.
Für viele steht bereits fest, dass die Pfleger ebenso leiden müssen wie die Tiere. So habe er und auch einige Mitarbeiter des Zoos Morddrohungen erhalten, wie Casdorff der «Bild»-Zeitung sagte.
Veraltete Tierhaltung
Richtig ist, dass ein Pfleger sich mittels einer Metallstange gegen den Elefanten behaupten muss, um als Ranghöchster akzeptiert zu werden. Doch es ist längst nicht mehr zeitgemäss, Tiere per direktem Kontakt, also ohne schützendes Gitter, für medizinische Untersuchungen zu trainieren.
Experten raten schon länger zum sogenannten «protected contact» – die Elefanten werden also durch eine Abtrennung hindurch trainiert. Dominierende Gewalt braucht es dabei nicht mehr.
Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, zeigt sich deswegen auch entsetzt über die Aufnahmen aus Hannover.
«Wenn dann auch noch Bilder, wie aktuell aus Hannover, dokumentieren, dass die Tiere bedroht oder ihnen Gewalt angetan wird, um den direkten Umgang zu ermöglichen oder ihnen fragwürdige Kunststückchen beizubringen, so ist dies aus Tierschutzsicht nicht mehr tragbar und auch nicht mit den Ansprüchen vereinbar, die Zoos heute an sich selbst stellen», sagte Schröder der «Süddeutschen Zeitung».
Schon viele Zoos in Deutschland haben auf den «protected contact» umgestellt. Ob der Zoo in Hannover auch bald dazugehören wird, bleibt abzuwarten. (jmh)