Auf einen Blick
Israel und die Hamas haben sich auf ein Abkommen geeinigt
Es sieht eine Waffenruhe und den Austausch von Geiseln gegen Gefangene vor
US-Präsidenten Biden und Trump reagierten mit Begeisterung
Vereinte Nationen boten Israel und Palästinensern ihre Hilfe an
Israel meldet Angriffe auf 50 Ziele in Gaza seit Mittwoch
Die israelische Armee hat auch nach der Ankündigung einer Waffenruhe im Gazastreifen ihre Angriffe auf Ziele in dem Palästinensergebiet fortgesetzt. In den vergangenen 24 Stunden habe die Luftwaffe «etwa 50 terroristische Ziele im gesamten Gazastreifen» angegriffen, hiess es in einer Erklärung der Armee am Donnerstag. Dabei seien unter anderem «Mitglieder der Terrororganisationen Hamas und Islamischer Dschihad, militärische Infrastruktur, Munitionsdepots, Raketenwerferstellungen, Waffenproduktionsstätten und Beobachtungsposten» ins Visier genommen worden.
Auch von palästinensischer Seite wurden israelische Angriffe im Gazastreifen gemeldet. Laut der örtlichen Zivilschutzbehörde wurden seit Mittwochabend mindestens 73 Menschen getötet und Hunderte weitere verletzt.
Israel rechnet trotz «harten Verhandlungen» mit schnellem Abschluss
Trotz eines Streits über Details einer Waffenruhevereinbarung im Gaza-Krieg geht Israels Staatspräsident Izchak Herzog von einem schnellen Abschluss der Gespräche in Katar aus. «Es gibt harte Verhandlungen über ein sehr wichtiges Detail, und ich hoffe und erwarte, dass sie so schnell wie möglich abgeschlossen werden», sagte er nach Angaben seines Büros bei einem Treffen mit Geiselangehörigen.
Israelischen Medien zufolge fordert die Hamas bei den Gesprächen über Einzelheiten des Abkommens die Freilassung von Häftlingen, die Israel auch wegen der Schwere ihrer Straftaten nicht freilassen will. Sie sollen im Gegenzug für die Geiseln im Gazastreifen entlassen werden.
Er unterstütze den Deal, betonte Präsident Herzog. Er sei richtig, gerecht und notwendig, ihn umzusetzen. «Es handelt sich um eine Vereinbarung, die alle Geiseln einschliesst und in jeder Phase umgesetzt werden muss.»
Uno: 80'000 Tonnen Nahrungsmittel bereit für Lieferung nach Gaza
Angesichts der Einigung auf eine Waffenruhe im Gazastreifen pocht das UN-Welternährungsprogramm (WFP) auf ungehinderten Zugang zu dem Küstenstreifen für die Lieferung von Nahrungsmitteln. Es stünden genügend Lebensmittel bereit, um mehr als eine Million Menschen im Gazastreifen für drei Monate zu ernähren. Es gehe um rund 80'000 Tonnen Lebensmittel.
«Die Waffenruhe macht Hoffnung, aber wir brauchen ungehinderte Bewegungsfreiheit für humanitäre Teams und Hilfsgüter, um die Bedürftigen zu erreichen», hiess es in einem Post auf der Plattform X. Das WFP hat nach eigenen Angaben seit Beginn des Gaza-Kriegs mehr als 181'000 Tonnen Nahrungsmittel nach Gaza geliefert. Im Januar waren es demnach bisher nur etwa 2200 Tonnen.
Israel wirft Hamas Rückzug von Teilen des Gaza-Abkommens vor
Nach der verkündeten Einigung auf ein Waffenruhe-Abkommen für den Gazastreifen ist die Umsetzung weiter ungewiss. Israel warf der radikalislamischen Hamas am Donnerstag vor, sich von Teilen der Vereinbarung zurückzuziehen, um «Zugeständnisse in letzter Minute zu erpressen». Eine Zusammenkunft des israelischen Kabinetts wurde daher vorerst aufgeschoben. Die Hamas wies die Anschuldigungen zurück. International hatte die Vereinbarung die Hoffnung auf Frieden und eine Stabilisierung der Region ausgelöst. Am Donnerstag meldete der Zivilschutz im Gazastreifen aber erneut zahlreiche Tote durch israelische Angriffe.
«Die Hamas hält Teile der mit den Vermittlern und Israel getroffenen Vereinbarung nicht ein, um Zugeständnisse in letzter Minute zu erpressen», erklärte das Büro des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanyahu. Dies habe zu einer «Krise in letzter Minute» geführt. Ohne eine Mitteilung der Vermittler, «dass die Hamas alle Elemente des Abkommens akzeptiert hat», werde das Sicherheitskabinett in Israel nicht zusammenkommen.
Das israelische Kabinett muss dem Abkommen über eine Waffenruhe noch zustimmen. Laut israelischen Medienberichten war ursprünglich für Donnerstagvormittag ein Zusammenkunft geplant. Laut einem israelischen Radiosender sind die Verzögerungen allerdings auch auf innenpolitische Unstimmigkeiten zurückzuführen: Unter anderem der rechtsextreme Finanzminister Bezalel Smotrich stellt sich gegen das Abkommen mit der Hamas.
EU-Kommission kündigt weitere 120-Millionen für Gaza an
Die Europäische Kommission hat ein weiteres Hilfspaket für Gaza im Umfang von 120 Millionen Euro (gut 112 Millionen Franken) angekündigt. Damit beläuft sich die gesamte humanitäre Unterstützung der EU für die Region nach Angaben der Kommission seit 2023 auf mehr als 450 Millionen Euro (gut 422 Millionen Franken).
Das neue Hilfspaket umfasst laut Kommission unter anderem Nahrungsmittelhilfe, medizinische Unterstützung und Hilfen zur Wasserversorgung. Die EU arbeite mit UN-Agenturen und anderen Partnern zusammen, damit die Hilfe die Menschen vor Ort möglichst schnell erreiche.
Hamas: US-Regierung soll Israel «zwingen, das Abkommen umzusetzen»
Die radikalislamische Hamas hat Vorwürfe aus Israel zurückgewiesen, denenzufolge sie sich von einigen Punkten des Abkommens über eine Waffenruhe im Gazastreifen zurückgezogen habe. Die Anschuldigungen von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu entbehrten «jeder Grundlage», sagte ein Hamas-Vertreter am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP. Israel schaffe «in einem entscheidenden Moment Spannungen aus dem Nichts», fügte er hinzu.
Die Hamas fordere die scheidende sowie die künftige US-Regierung dazu auf, Israel «zu zwingen, das Abkommen umzusetzen», betonte er.
Zwei Gaza-Geiseln sollen nach 10 Jahren freikommen
Unter den Geiseln, die in einer ersten Phase des kürzlich geschlossenen Gaza-Abkommens freikommen sollen, sind israelischen Medienberichten zufolge zwei schon seit langen Jahren im Gazastreifen festgehaltene Männer.
Ein israelischer Araber, der geistig behindert sein soll, ist demnach seit 2015 in der Gewalt der islamistischen Hamas. Ein anderer israelischer Staatsbürger, dem psychische Probleme nachgesagt werden, wird seit 2014 im Gazastreifen gefangen gehalten, wie es weiter hiess. Beide hatten die Grenze zum Gazastreifen eigenständig übertreten – wurden also nicht aus Israel entführt – anders als die während des Massakers am 7. Oktober verschleppten Menschen.
Die Hamas veröffentlichte im Jahr 2022 auch Aufnahmen des israelischen Arabers in einem Bett mit Sauerstoffmaske.
Im Jahr darauf verbreitete die Islamistenorganisation zudem ein Video des anderen Mannes. Die Aufnahmen sorgten in Israel für Empörung.
Dutzende Tote bei Angriffen im Gazastreifen
Trotz einer möglichen Waffenruhe setzt Israel seine Angriffe auf den Gazastreifen fort. Nach Angaben eines Sprechers des von der Hamas kontrollierten Zivilschutzes sind seither mindestens 71 Palästinenser in dem Küstengebiet getötet worden. Unter den Toten sollen Minderjährige und Frauen sein.
Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa meldete unter Berufung auf medizinische Kreise im Gazastreifen zudem weitere Tote bei Angriffen seit dem Morgen, darunter vier bei einem Bombenangriff auf ein Wohnhaus in der Stadt Gaza. Bereits am Mittwochabend hatte Wafa von 18 Toten bei Angriffen westlich der Stadt berichtet. Die israelische Armee erklärte, sie prüfe die Berichte.
Hamas-Vertreter bestätigt Engagement für Waffenstillstandsabkommen
Wie der Nachrichtensender «Al-Jazeera» berichtet, hat der Hamas-Funktionär Izzat el-Reshiq über Telegram erklärt, die Gruppe stehe zum Waffenstillstandsabkommen in Gaza, wie es die Vermittler Katar und die USA vereinbart hätten.
Die Erklärung folgt auf eine Mitteilung des Büros des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu, dass die Hamas «in einem Erpressungsversuch» Änderungen am Abkommen durchsetzen wolle und aus diesem Grund die Kabinettssitzung nicht wie geplant stattfinden werde.
Netanjahu steht innenpolitisch unter starkem Druck, die zahlreichen Gefangenen aus Gaza nach Hause zu bringen. Seine rechtsextremen Koalitionspartner drohen jedoch mit dem Sturz seiner Regierung, sollte er zu viele Zugeständnisse machen.
Swiss nimmt Flugbetrieb nach Tel Aviv wieder auf
Nach eingehender Analyse der Lage im Nahen Osten haben Swiss und Lufthansa entschieden, den Flugbetrieb nach und von Tel Aviv ab 1. Februar 2025 wieder aufzunehmen.
Swiss fliegt von Zürich täglich mit einem Kurzstreckenflugzeug der Airbus A320-Familie in die israelische Metropole. Bis auf Weiteres wird der Flug ohne Nightstop für die Crews geplant. Die Flüge nach und von Beirut bleiben ausgesetzt. Ab Februar nutzt Swiss den israelischen Luftraum wieder für Überflüge. Libanon hingegen wird weiterhin umflogen.