«Sind zum ersten Mal glücklich»
Adoptiveltern geben Sohn nach acht Jahren wieder ab

Das eigene Kind abzuschieben, gilt in der Gesellschaft als absolutes Tabu. Dennoch erzählt eine Mutter aus Grossbritannien, weshalb sie ihren Adoptivsohn nach acht Jahren wieder weggab. Von Reue keine Spur.
Publiziert: 25.01.2024 um 19:54 Uhr
|
Aktualisiert: 25.01.2024 um 20:32 Uhr
1/4
Ein Ehepaar aus Grossbritannien hat 2014 zwei Brüder adoptiert. Eins davon gaben sie jedoch wieder ab. (Symbolbild)
Foto: Shutterstock

Das eigene Kind zu verlieren, gehört zu den grössten Ängsten vieler Eltern. Nicht aber bei einem Ehepaar aus Grossbritannien. Mutter Rachel M.* und ihr Mann adoptierten im Jahr 2014 die Brüder Freddie und Finn (damals 8 und 4). Zunächst waren die frischgebackenen Eltern überglücklich. Jahre später war das Glück dann aber vorbei. Das Paar entschied sich, den älteren Bruder wieder abzugeben.

Wie konnte es so weit kommen? Wie die Mutter berichtet, hatten die Brüder eine schwierige Kindheit. Zum Zeitpunkt der Adoption waren sie seit rund 18 Monaten in Pflege. Ihren leiblichen Eltern wurden sie entzogen, weil diese Alkoholprobleme hatten und der Vater gewalttätig war. So kam es auch bereits zu Vorfällen mit Sozialarbeitern und der Polizei.

«Er hat kein Einfühlungsvermögen»

Mit der Adoption wurde das Leben – zumindest für Freddie – aber nicht einfacher. Seinen Adoptiveltern wurde sein Verhalten schnell ein Dorn im Auge. «Neben ständigem Lügen war er ziemlich hyperaktiv und unberechenbar», sagt M. zur britischen Zeitung «The Sun». Freddie soll sich demnach wie ein jüngeres Kind verhalten haben, habe Wutanfälle erlitten, andere Kinder bespuckt und in der Öffentlichkeit uriniert.

Als er in eine weiterführende Schule kam, soll sich die Situation dann zugespitzt haben. Freddies Verhalten sei konfrontativ geworden. «Er verletzte Finn und machte Dinge im Haus kaputt.» Die Auswirkungen seiner Handlungen seien ihm egal gewesen. M. sagt gar, dass Freddie «im Gegensatz zu seinem Bruder kein Einfühlungsvermögen hat». Obwohl die Eltern «alle Erziehungstechniken ausprobierten», habe sich nichts geändert.

«Seltsame sexuelle Verhaltensweisen»

Der wohl schwerwiegendste Vorwurf der Eltern: Freddie soll «seltsame sexuelle Verhaltensweisen» entwickelt haben. M. habe ihn etwa dabei erwischt, wie er sie beim Umziehen beobachtete. Dann soll er ihr regelmässig beim Yoga zugeschaut haben. Zudem sagt die Mutter, dass Freddie ihre Unterwäsche gestohlen habe und vor dem Badezimmer lauerte, wenn sie auf das WC ging. «Irgendwann wurde mir klar, dass er jede Umarmung als Vorwand nutzte, um seine Hände über meine Brust zu streichen», so M.

Letztendlich entschieden sich die Eltern, Freddie in eine Pflegefamilie zu bringen, wo sie ihn zunächst an den Wochenenden besuchten. Kurze Zeit später hörten die regelmässigen Besuche dann aber auf, nachdem Freddie «unbegründete falsche Anschuldigungen» über M. erhoben hatte, um aus Schulproblemen herauszukommen. 

«Er hat uns fast alles gekostet»

Der Kontaktabbruch war für die Eltern eine Erleichterung. «Wir waren zum ersten Mal seit Jahren glücklich. Ich konnte zu Hause entspannen, ohne Angst vor Angriffen zu haben. Meine Beziehung zu meinem Mann war wieder grossartig und selbst Finn schien mit der Aufmerksamkeit von Mama und Papa aufzublühen.» 

Aus einem schlechten Gewissen heraus schrieben die Eltern Freddie dennoch einen Brief. «Wir sagten ihm, dass wir nur dann eine Beziehung führen könnten, wenn er versucht, sich zu ändern.» Eine Antwort erhielt das Paar darauf nie. Reue oder Trauer lassen sich aber zumindest bei M. nicht heraushören. «Finn ist ein Sonnenschein in unserem Leben, wir lieben ihn bedingungslos. Freddie hingegen hat uns fast alles gekostet.» (mrs)

*Name geändert

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?