Simbabwes Ex-Präsident äussert sich erstmals nach Rücktritt
Mugabe will «Staatsstreich rückgängig machen»

Robert Mugabe (94) wurde nach 38 Jahren als Präsident von Simbabwe Ende 2017 gestürzt. Doch der 94-Jährige will das nach wie vor nicht akzeptieren, das gab er jetzt in seinem ersten Interview nach seiner Entmachtung bekannt.
Publiziert: 16.03.2018 um 11:37 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 19:15 Uhr
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Ex-Präsident Robert Mugabe gibt vier Monate nach dem erzwungenem Rücktritt am 21. November 2017 das erste Interview in seiner Residenz in Harare, Simbabwe.
Foto: AARON UFUMELI

In Simbabwe herrscht Aufbruchstimmung. Doch der gestürzte Robert Mugabe will es nicht wahrhaben. Vor der Präsidentenwahl stellt der Rentner klar: Er will weiter über die Zukunft des Landes mitbestimmen. Auch nach fast vierzig Jahren an der Macht und einem Militärputsch sieht sich Ex-Präsident Mugabe weiter als wichtiger Teil der Zukunft Simbabwes. Die Welle der Erleichterung und des Jubels, die Ende November nach seinem Rücktritt durchs Land ging, scheint der der 94-Jährige nicht wahrgenommen zu haben.

Der «Staatsstreich» gegen ihn sei eine «Schande» und müsse rückgängig gemacht werden, forderte er in einem Interview mit dem südafrikanischen Fernsehsender SABC. Es war Mugabes erste öffentliche Äusserung seit seinem vom Militär erzwungenen Rücktritt. Für seinen Nachfolger an der Staatsspitze, Präsident Emmerson Mnangagwa, fand er kein gutes Wort. «Er hätte nie ohne die Hilfe der Armee Präsident des Landes werden können», sagte Mugabe. Er sei «rechtswidrig» an die Macht gekommen.

«Dieser Mann hat unsere Leben zerstört, hat Tausende getötet»

Er wolle sich daher an einem Prozess beteiligen, die verfassungsmässige Ordnung wieder herzustellen. «Aber ich muss für die Gespräche ordnungsgemäss eingeladen werden», forderte Mugabe, der langsam, aber stetig sprach. In Simbabwe löste Mugabe zunächst nur Kopfschütteln aus. Der Oppositionsaktivist Evan Mawarire, der lange Proteste gegen Mugabe organisiert hatte, forderte ihn auf, den Wechsel zu akzeptieren. «Dieser Mann hat unsere Leben zerstört, hat Tausende getötet und sich persönlich eingesetzt, um mich und meine Familie zu verfolgen», erklärte Mawarire auf Twitter.

Regierungssprecher Simon Khaya Moyo sagte, in Simbabwe herrsche Meinungsfreiheit, daher könne «der alte Mann» seine Gedanken frei äussern. Das werde aber nichts am Kurs der Regierung ändern, «die sich auf die Wirtschaft konzentriert, die unter seiner (Mugabes) Regierung im freien Fall war.»

Mugabe, der Simbabwe seit der Unabhängigkeit 1980 mit zunehmend harter Hand regierte, hat mit einer desaströsen Wirtschaftspolitik aus der früheren Kornkammer des südlichen Afrikas ein Armenhaus gemacht. Er wollte sich bei den nächsten Wahlen, die voraussichtlich im Juli oder August stattfinden werden, für eine weitere Amtszeit wählen lassen. Als sich die Anzeichen mehrten, dass er seine unbeliebte Frau Grace als Nachfolgerin installieren wollte, griff das Militär nach der Macht.

Seit Mugabes Sturz herrscht im Land Aufbruchstimmung

Mugabes Gefolgsleute wandten sich in Windeseile von ihm ab. Zehn Tage später trat er nur Stunden vor einer Amtsenthebung durch das Parlament zurück. Zehntausende feierten darauf ausgelassen in den Strassen der Hauptstadt Harare. Als Mugabes Nachfolger wurde der zuvor von ihm als Vizepräsident geschasste, aber vom Militär unterstützte Mnangagwa vereidigt. Der 75-Jährige war jahrelang Mugabes rechte Hand, hat sich seither jedoch geschickt für einen politischen und wirtschaftlichen Neuanfang eingesetzt.

Sollten die anstehenden Wahlen friedlich, frei und fair ablaufen, kann Simbabwe mit deutlich mehr Unterstützung aus dem Ausland rechnen. Auch eine Restrukturierung der Auslandsschulden wird dann vermutlich diskutiert werden. Die Mehrheit der rund 16 Millionen Simbabwer hatte bis November in ihrem Leben nie einen anderen Präsidenten gekannt. Seit Mugabes Sturz herrscht im Land Aufbruchstimmung - und das obwohl die Regierungspartei Zanu-PF mit Mnangagwa weiter am Ruder ist.

Die Opposition ist nach dem Tod ihres langjährigen Anführers Morgan Tsvangirai zerstritten und zersplittert. Zudem kontrolliert die Regierung die einflussreichen staatlichen Medien. Mnangagwa scheint ein Wahlsieg daher so gut wie sicher zu sein. (SDA/rad)

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