Während ein örtlicher Rot-Kreuz-Sprecher am Dienstagmorgen von 205 bestätigten Toten und 71 Verletzten sprach, berichteten örtliche Medien von weit über 350 Toten. Darunter sind mehr als 100 Kinder, die bereits aus den Fluten geborgen wurden. Die Opferzahlen dürften noch steigen, da die Lage in der Nähe der Hauptstadt Freetown völlig unübersichtlich ist.
Erdrutsch forderte bis zu 500 Todesopfer
Eine Quelle im Gesundheitsministerium sprach bereits am Montagabend von bis zu 500 Toten. «Es ist möglich, dass Hunderte tot unter dem Geröll liegen», sagte Vizepräsident Victor Foh an der Unglücksstelle. Präsident Ernest Koroma sprach von einer «nationalen Tragödie».
Rund 100 Häuser wurden verschüttet. An den Rettungsarbeiten beteiligen sich neben freiwilligen Helfern auch Soldaten. Viele der Opfer sind grässlich verstümmelt.
Überflutete Strassen in Freetown
Der Erdrutsch ereignete sich bei dem Ort Regent in der Nähe der Hauptstadt Freetown, als nach heftigen Regenfällen Teile eines völlig aufgeweichten Hügels abbrachen. Das Rote Kreuz ermutigte die Anwohner angesichts weiterhin bestehender Gefahr, die Region zu verlassen. Zahlreiche Strassen der Hauptstadt sind von Wassermassen überflutet, was Bergungsarbeiten zusätzlich erschwert.
Die Hauptstadt des ehemaligen Bürgerkriegslands Sierra Leone mit ihren etwa einer Million Einwohnern liegt auf einer Halbinsel neben einer Flussmündung. Die Stadt, die aufgrund ihrer hohen Niederschläge als einer der feuchtesten Orte der Welt gilt, verfügt zudem nur über ein ungenügendes Infrastruktursystem mit einer meist nur rudimentären Kanalisation.
Viele Strassen sind nicht asphaltiert, so dass sie sich bei Regen in Schlammwege verwandeln. Die Regenzeit beginnt in Sierra Leone im Mai und endet im November.