Der Kandidat des Oppositionsbündnisses SLPP hatte 51,81 Prozent der Stimmen bekommen, sein Konkurrent Samura Kamara von der bisherigen Regierungspartei APC kam auf 48,19 Prozent, wie die Wahlkommission mitteilte. Kamara kündigte jedoch an, das Ergebnis wegen angeblicher Unregelmässigkeiten vor Gericht anzufechten.
Nach seiner Amtseinführung in dem westafrikanischen Land forderte Bio die Bürger zur Einigkeit über Parteigrenzen hinweg auf. Er werde der Präsident aller Bürger sein. «Heute ist der Beginn einer neuen Ära», sagte der 53-Jährige in einer im Fernsehen übertragenen Ansprache. Er dankte auch dem scheidenden Präsidenten Ernest Bai Koroma, der nach zwei Amtszeiten nicht mehr kandidieren durfte.
Bereits vor Verkündung des Wahlergebnisses hatten Kamara-Anhänger am Mittwoch in der Hauptstadt Freetown demonstriert, Plakate von Bio abgerissen und den Vorwurf einer «ausländischen Einmischung» in die Wahl erhoben.
Sicherheitskräfte riegelten die Zentrale von Bios Partei SLPP ab, wo sich hunderte Anhänger des Oppositionskandidaten versammelt hatten. Sie feierten bereits vor Verkündung des offiziellen Ergebnisses den Wahlsieg des Ex-Juntachefs Bio. Dieser hatte bereits die erste Wahlrunde knapp gewonnen.
Die Stichwahl vom Wochenende war notwendig geworden, weil bei der ersten Runde Anfang März keiner der Kandidaten die erforderliche Mehrheit von 55 Prozent errungen hatte. Stimmberechtigt waren knapp 3,2 Millionen Menschen.
Es war die erste Präsidentenwahl in Sierra Leone nach der verheerenden Ebola-Epidemie, bei der fast 4000 Menschen starben. Die Wirtschaft brach in Folge der Epidemie von 2014 bis 2016 um ein Viertel ein. Bio und sein Oppositionsbündnis SLPP versprechen, gegen Korruption zu kämpfen und die Wirtschaft anzukurbeln.
Bio hatte im Januar 1996 mit einem Putsch den damaligen Militärmachthaber Valentine Strasser gestürzt und bis zur ersten freien Wahl in Sierra Leone wenige Monate später vorübergehend die Regierungsgeschäfte übernommen.
Bei der Präsidentschaftswahl 2012 war er Amtsinhaber Ernest Koroma unterlegen. Dieser durfte nun nach zwei Mandaten nicht mehr antreten. Der bisherige Aussenminister Kamara galt seit Jahrzehnten als politischer Strippenzieher hinter den Kulissen.
Die Wahlen galten als Test für die demokratische Konsolidierung Sierra Leones, wo in den Jahren 1991 bis 2002 ein Bürgerkrieg tobte, dem 120'000 Menschen zum Opfer fielen. Der westafrikanische Staat zählt trotz seiner Bodenschätze zu den ärmsten Ländern der Welt.