Sieben Jahre Haft gefordert
Vater (48) wollte seine Töchter im Libanon verkaufen

Mehrere Jahre nach der Entführung seiner Kinder in den Libanon steht ein Vater heute Mittwoch vor Gericht – weil er seinen beiden Töchtern monatelang die Rückreise in die Schweiz verweigerte.
Publiziert: 10.06.2015 um 17:04 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:46 Uhr
«Sie wussten nicht, ob sie jemals wieder zurück in die Schweiz können»: Staatsanwältin über die im Libanon festgehaltenen Mädchen. (Symbolbild)
Foto: Keystone

Laut Anklage hatte der Libanese im September 2009 seine Schweizer Ehefrau mit den gemeinsamen Kindern unter dem Vorwand der Doppelheirat seiner Neffen in den Libanon gelockt.

In seinem Heimatort Baalbek hatte er dann Frau und Kindern die Pässe, Flugtickets und die Mobiltelefone abgenommen und ihnen eröffnet, die Familie werde die nächsten zwei Jahre im Libanon bleiben.

In Hisbollah-Gebiet festgehalten

Drei Wochen später gelang es der Mutter mit den beiden Söhnen im Alter von elf und 17 Jahren aus dem Land auszureisen. Den 13- und 16-jährigen Töchtern verweigerte der Angeklagte jedoch die Rückreise in die Schweiz.

Der Angeklagte habe bei einem Scharia-Gericht eine Ausreisesperre gegen sie verhängen lassen, sagte die Staatsanwältin: «Die beiden Mädchen waren in einem Dorf in einer von der Hisbollah beherrschten Region gefangen und wussten nicht, ob sie jemals wieder zurück in die Schweiz können.»

Auch als der Vater zurück in die Schweiz reiste und dort verhaftet wurde, blieben die Mädchen bei den Verwandten des Angeklagten gefangen.

«Den Mädchen drohte eine Zwangsheirat»

Erst im April 2011 gelang es den Behörden, die beiden Teenager zurück in die Schweiz zu bringen. Wegen mehrfacher Freiheitsberaubung und Entführung fordert die Staatsanwältin nun eine siebenjährige Freiheitsstrafe.

Die jungen Frauen seien traumatisiert und litten auch vier Jahre nach ihrer Rückführung unter Panikattacken, sagt der Opfervertreter. Ihr eigener Vater habe sie an die Verwandtschaft verkaufen wollen.

«Den Mädchen drohte eine Zwangsheirat und das Leben in einem Kulturkreis, in dem Frauen absolut keine Rechte haben», sagt der Rechtsanwalt weiter. «Die beiden Teenager haben ein 600-tägiges Martyrium erlebt».

Das Unrecht, das den beiden Kindern von ihrem Vater angetan worden sei, sei niemals mit Geld gutzumachen. Der 48-jährige Libanese, der seit 30 Jahren in der Schweiz lebt, bestreitet derweil die Tat. (SDA)

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