Sie wollen unsere bilateralen Verträge und träumen von der «Europäischen Eidgenossenschaft»
Der nächste Ösi-Präsident ist Schweiz-Fan

Morgen wird in der Stichwahl der österreichische Bundespräsident gewählt. Egal ob Norbert Hofer (FPÖ) oder Alexander Van der Bellen (Grüne) in die Wiener Hofburg einzieht. Beide Kandidaten sind Fans der Schweiz und loben unser politisches System.
Publiziert: 21.05.2016 um 15:33 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 16:38 Uhr
Offenes Rennen: Norbert Hofer oder Alexander Van der Bellen wird morgen Bundespräsident.
Foto: Keystone.
Thomas Benkö

«Wenn Österreich die gleichen bilateralen Verträge hätte wie die Schweiz, wären wir nicht in der EU.» Es war nicht das einzige Mal, bei dem Norbert Hofer (45), Kandidat der rechtsgerichteten FPÖ, neidisch auf die Schweiz guckt.

Auch in Sachen direkte Demokratie und Volksabstimmungen sei die Schweiz Vorbild. Er wünsche sich so etwas auch für Österreich, da er «Vertrauen in die Bürger» habe.

Diese Worte fielen am Donnerstagabend im «ORF Duell». In der letzten grossen TV-Debatte vor der Wahl kreuzten Hofer und sein Grüner Gegenkandidat Alexander Van der Bellen (72) noch einmal die Klingen.

Schlagabtausch: Van der Bellen (l.) und Hofer bei ORF-Moderatorin Ingrid Thurnher.
Foto: Keystone

Die beiden haben sich zur Überraschung des Polit-Establishments unserer Nachbarn bei der Bundespräsidenten-Wahl vor drei Wochen gegen die Kandidaten der (einst) grossen Volksparteien ÖVP und SPÖ durchgesetzt. Am Sonntag kommts nun zur Stichwahl zwischen den Vertretern der beiden so gegensätzlichen Lagern.

Van der Bellen will für das weltoffene Österreich stehen, Hofer will sich in erster Linie für Österreich und die Österreicher einsetzen.

Doch wie gesagt, so unterschiedlich die Positionen, beim Thema Schweiz finden sie sich wieder.

So zeigte sich auch Van der Bellen als Fan unseres Landes, vor allem das Zusammenleben der Kulturen und die Viersprachigkeit haben es ihm angetan. Das zukünftige Europa stelle er sich als «Europäische Eidgenossenschaft» vor. Ein viel engerer Staatenverbund als bisher, der etwa auch einen Verteidigungsminister hat, der einer EU-Armee vorsteht. Für diese Vison würde er auch die Neutralität Österreichs aufgeben, trotzdem sieht er das «in den nächsten 20 Jahren» nicht als realistisch an.

«Dann zieh halt in die Schweiz»: Hofers Aussagen sorgten auf Twitter für einige Reaktionen.

Dann ist aber auch schon schnell Schluss mit der Liebe zum Schweizer System. Van der Bellen ist kein Freund der direkten Demokratie. Bürgerbeteiligung bei Grossprojekten sei zwar von Vorteil, es könne aber nicht sein, dass das Volk den Entscheid von gewählten Parlamentariern umkehre.

Hofer: «Erste Reise führt in die Schweiz»

Und dann gibt es noch einen weiteren Unterschied zwischen den beiden Kandidaten.

Auf die Frage von Moderatorin Ingrid Thurnher, wo denn ihre erste Reise als Staatsoberhaupt hinführen soll, sagte Van der Bellen: «Nach Paris, am besten an den EM-Final mit österreichischer Beteiligung.»

Hofers scheint da ein wenig realistischer: «Meine erste Reise Reise führt in die Schweiz», sagt er. Schliesslich sei das Tradition für einen österreichischen Bundespräsidenten.

Lesen Sie morgen im SonntagsBLICK: Hofers Pläne für die direkte Demokratie in Österreich.

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