Verda Byrd aus Texas war 70, als ihre Mutter starb. Doch für Trauer blieb wenig Zeit, denn auf dem Sterbebett hatte die Afro-Amerikanerin noch die wohl grösste Überraschung für ihr einziges Kind parat: Sie sei die Adoptivmutter - und Byrds Eltern seien Weisse.
«Es war unglaublich», sagte Byrd dem TV-Sender Kens 5. «Das Geheimnis, dass sie eine weisse Tochter hat, nahm sie mit ins Grab.» Byrd sei aufgewachsen, ohne je an ihrer «Geburt oder irgendetwas anderem» zu zweifeln. «Denn es hatte mir niemand gesagt, dass ich eine Weisse bin.»
Sie bekam selber eine Tochter - und nichts gemerkt
Dem doppelten Schock folgte eine intensive Suche nach der wahren Identität. Heute weiss Byrd: Sie wurde 1942 geboren, erhielt den Namen Jeanette Beagle - und hat neun Geschwister. Nachdem der Vater die Familie verlassen und die Mutter einen schweren Sturz erlitten hatte, wurde sie zur Adoption freigegeben.
So wurde Jeanette zum Einzelkind mit Namen Verda Wagner - und eine Schwarze. Später führte sie ein gewöhnliches Leben, heiratete zwei Mal und bekam selber eine Tochter.
«Fühle mich als schwarze Frau wohl»
Der Schock der Überraschung hat sie jedoch nicht so sehr erschüttert, wie 70 Jahre Identität als Schwarze sie geprägt haben: Byrd möchte die bleiben, die sie geworden ist. «Ich fühle mich als schwarze Frau wohl», sagte sie «The Register». Nur mit ihren Geschwistern trifft sie sich jetzt gelegentlich.
Den Vergleich mit der weissen Aktivistin Rachel Dolezal, die sich jahrelang als Schwarze ausgegeben hatte, findet sie jedoch nicht gut. «Sie hat über ihre Rasse gelogen. Ich habe nicht gelogen, weil ich es nicht wusste.» (pom)