Die extreme Dürre-Periode lässt Seen und Flüsse in Europa austrocknen. Der Wasserpegel ist inzwischen mancherorts derart tief, dass gewisse Schiffe mit Waren nicht mehr fahren können.
Im deutschen Emmerich, nahe der niederländischen Grenze, hat der Pegelstand des Rheins am Dienstag das Rekord-Tief von 0 geknackt. Wie der «Spiegel» berichtet, taucht jetzt ein weiteres alarmierendes Phänomen auf: Wegen der niedrigen Pegel werden in den deutschen Flüssen jahrhundertealte Hungersteine freigelegt. Eigentlich sollten diese komplett mit Wasser bedeckt sein und nur bei extrem niedrigem Pegelstand zum Vorschein kommen.
«Wenn du das hier liest, dann weine»
Die Felsen gelten nämlich als Gefahrenhinweise für Dürre und Not: Auf den Hungersteinen sind Inschriften von Dürrejahren eingemeisselt. Doch nicht nur mit Zahlen, auch mit Worten warnen die Felsen eindringlich vor den Folgen des Wassermangels: «Wenn du das hier liest, dann weine», lautet eine Inschrift.
Auf einem anderen Hungerstein, der aktuell in der Elbe, im Norden Deutschlands zum Vorschein kommt, ist zu lesen: «Geht dieser Stein unter, wird das Leben wieder bunter.» Der Fels soll erst seit 2015 dort am Bleckeder Hafen nahe Lüneburg liegen. Auf anderen Steinen, die im Rhein freigelegt wurden, steht «Hungerjahr 1947» oder «Anno 2003». Erst im Falle, dass der Pegelstand ein Rekord-Tief erreicht, werde das aktuelle Jahr ergänzt. Wie die Zeitung aber weiter schreibt, sei dies aktuell noch nicht der Fall.
Älteste Hungerstein-Inschrift stammt von 1417
Der Ursprung gewisser Hungersteine reicht noch viel weiter zurück: Die älteste bekannte Inschrift stammt aus dem Jahr 1417. Andere Steine haben ihren Ursprung im späten 19. Jahrhundert. Dass sie schon damals vor Dürre-Perioden warnten, wirkt, als hätten unsere Vorfahren die Klimakrise geahnt.
Die Warnungen unserer Ahnen finden in den sozialen Medien breiten Anklang. So ging der Tweet des Hungersteins, mit der Aufforderung zu weinen, viral: 100'000 Mal wurde der Post geliket.
Der Fels stammt aus der tschechischen Stadt Děčín an der Elbe, nahe an der Grenze zu Sachsen. Dementsprechend waren die Warnungen sowohl auf Deutsch als auch auf Tschechisch.
Tschechien selber wird derzeit nicht von einer solch extremen Dürre-Periode heimgesucht. Der tschechische Teil der Elbe gehört zu den wenigen Gewässern, die aktuell nicht mit einem drastisch tiefen Pegel zu kämpfen haben.
Ob der baldige Regen reichen wird, um etwas Entspannung in die Lage zu bringen, ist unklar. Fest steht aber: Da Europa künftig öfter von Hitzewellen heimgesucht wird, kommen die Hungersteine bestimmt nicht zum letzte Mal zum Vorschein. (dzc)