«Ich sah meine Tochter langsam und qualvoll sterben»
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Schliefen auf Betonboden:Eine Mutter aus Guatemala beschreibt Tod ihres Kindes

Sie starb kurz nach Asylhaft
Immigrantin gibt USA Schuld am Tod ihrer Tochter (†1)

Yazmin Juárez (21) aus Guatemala flüchtete mit ihrem Kind für ein besseres Leben in die USA. Während des Asylverfahrens wird ihre Tochter krank und stirbt später. Nun macht sie die Regierung für den Tod von Mariee verantwortlich. Ihre Geschichte ist kein Einzelfall.
Publiziert: 11.07.2019 um 14:32 Uhr
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Aktualisiert: 11.07.2019 um 14:33 Uhr
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Yazmin Juárez suchte mit ihrem Kind ein besseres Leben in die USA. Während des Asylverfahrens wird ihre Tochter krank und stirbt später.
Foto: Keystone
Martin Bruhin

Yazmin Juárez (21) floh letztes Jahr mit ihrer Tochter Mariee aus Guatemala. In den USA suchte sie nach einem besseren Leben – so weit sollte es aber nie kommen. Ihre 19 Monate alte Tochter starb nur wenige Wochen nach der Ankunft. «Ich sah meine Tochter langsam und qualvoll sterben», sagt sie. 

Dafür verantwortlich sollen die prekären Bedingungen beim Asylverfahren der USA sein. «Ich bin heute hier, weil ich dem ein Ende setzen will», sagt Juárez bei einer Anhörung über die Behandlung von Kindern an der Südgrenze. Unter Tränen erzählt sie in Washington ihre tragische Geschichte .

Schliefen auf Betonboden in kalter Zelle

Nachdem sie an der Grenze Asyl beantragt hatte, mussten Juárez und ihre Tochter mehrere Tage in einer kalten Zelle verbringen. Diese trägt den Übernamen «The Ice Box», wie «USA Today» schreibt. Dort schliefen sie auf einem Betonboden – zusammen mit 30 anderen Personen.

Anschliessend kamen die beiden in eine Haftunterkunft der Einwanderungs- und Zollbehörde in Texas. Da Mariee dort von kranken Kindern umgeben war, steckte auch sie sich an. Sie begann zu husten und zu niesen. Bereits am nächsten Tag hatte sie hohes Fieber, litt unter Durchfall und Erbrechen. Für eine medizinische Versorgung mussten die beiden Schlange stehen. «Es war sehr schwer, sie so leiden zu sehen», sagt Juárez während der Anhörung – neben ihr steht ein Bild ihrer Tochter.

«Wünschte, ich hätte ihren Platz einnehmen können»

Nachdem Juárez und ihre Tochter aus der Haft entlassen worden waren, wurde Mariee in ein Krankenhaus gebracht. Ihr Zustand verschlimmerte sich zunehmend. Die Ärzte diagnostizierten eine virale Lungeninfektion. Schliesslich starb Mariee am 10. Mai 2018 – dem Tag, der in Guatemala als Muttertag gefeiert wird. Für Juárez brach eine Welt zusammen.

«Als Mutter wünschte ich mir, ich hätte ihren Platz einnehmen können.»  Sie verliess das Krankenhaus mit nur einem Blatt Papier. Darauf waren die Handabdrücke von Mariee in rosa Farbe. «Es ist das Einzige, was mir geblieben ist», sagt Juárez und wischt sich die Tränen weg.

Sechs tote Migrantenkinder seit Dezember

Die Rede von Juárez berührte viele ihre Zuhörer offensichtlich tief – einige hatten Tränen in den Augen. Darunter auch Alexandria Ocasio-Cortez (29). Sie ist die jüngste Abgeordnete der US-Geschichte und gilt unter den Demokraten als Superstar. «Worauf hier aufmerksam gemacht wird, ist eine Kultur der Grausamkeit», sagt Cortez.

In den letzten Wochen haben Regierungs- und Medienberichte einen landesweiten Aufschrei über die Bedingungen in Grenzgebieten ausgelöst. Denn: Allein seit Dezember sind sechs Migrantenkinder in Bundeshaft gestorben. Juárez selber hat zwischenzeitlich eine Klage gegen die US-Regierung eingereicht – in der Höhe von rund 60 Millionen Franken. Sie macht diese für den Tod ihrer Tochter verantwortlich.

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