Beim verschütteten Hotel in Italien setzen Helfer die Suche nach möglichen weiteren Überlebenden fort. Dutzende Rettungskräfte waren am Sonntagmorgen an der Unglücksstelle im Einsatz. Die Zahl der Vermissten stieg zunächst auf 24. Gesucht wird nun auch ein 22-jähriger Hotelangestellter aus dem Senegal, der bisher nicht auf der Liste der Vermissten stand.
Aus dem unter Schneemassen begrabenen Hotel gab es jedoch seit mehr als 24 Stunden kein Lebenszeichen mehr. Am Samstagmorgen hatten die Helfer vier weitere Überlebende gerettet, zwei Frauen und zwei Männer.
Damit wurden insgesamt neun Menschen lebend aus dem Innern des Hotels geborgen, darunter die Schweizerin Giorgia G. und ihr Verlobter, Pizzeria-Wirt Vincenzo F. (25).
Zu den Überlebenden zählen auch vier Kinder. Drei davon, Edoardo (9), Ludovica (6) und Samuel (7), überlebten in einem Billardraum, weil er den Schneemassen stand hielt. Edoardo berichtete in italienischen Medien: «Wir haben Billard gespielt, als die Lawine kam.»
Die Kinder waren zwei Tage lang bei vollständiger Dunkelheit gefangen. Fotos vom Billardraum zeigen einen Billardtisch, auf dem Becher, Getränke sowie ein Pack Nutella stehen. Offenbar hatten sich die Kinder in der Dunkelheit zu den Lebensmitteln vortasten können. Ein Glück, dass sie etwas gefunden haben!
Mit Rufen konnten sie sich zudem mit der Mutter der kleinen Ludovica verständigen, die in einem anderen Raum überlebte.
Die Rettungskräfte fanden die drei völlig unterkühlt und erschöpft vor. Sie wurden sofort in ein Spital geflogen.
Ihr Leben wird nie mehr sein wie früher: Die Eltern des kleinen Samuel hat man noch nicht gefunden, Edoardos Eltern konnten zwar geborgen werden, aber sie sind tot.
Die Mutter der geretteten Schweizerin Giorgia G. ist überglücklich. Auf Facebook schreibt Isa T. für die Vermissten: «Haltet durch! Ich glaube an Wunder. Meine Tochter ist der Beweis dafür. Wir sind bei euch und beten für euch!»
Die Lawine war am späten Mittwochnachmittag durch eine Serie von Erdbeben ausgelöst worden und hatte das dreistöckige Viersterne-Hotel «Rigopiano» unter Schneemassen begraben. Das «Rigopiano» liegt einsam in 1200 Metern Höhe am Hang des Gran Sasso-Berges.
«Wir haben Hoffnung. Selbst wenn es kein Lebenszeichen gibt - man kann durch eine Mauer stossen und dann plötzlich einen Kontakt haben, so war es auch bei den anderen Überlebenden», sagte der Feuerwehrsprecher Luca Cari am Sonntag.
Das Hotel habe an einer Felswand gestanden, so dass die Rückseite des Gebäudes geschützt gewesen sei. Daher sei es möglich, dass noch weitere Räume intakt geblieben seien. Das Problem sei, dorthin vorzudringen.
Die Retter müssen mit blossen Händen, Schaufeln und Motorsägen äusserst vorsichtig und langsam vorgehen, um die tonnenschweren Schneemassen nicht zum Einsturz zu bringen. Gleichzeitig ist die Lawinengefahr weiter hoch. Helikopter konnten wegen Nebels nicht in die abgelegene Region fliegen. (gf)