Es sind Szenen wie aus einem Endzeit-Hollywood-Film. Teile der USA sind eingefroren. Schneesturm «Elliot» brachte am Weihnachtswochenende meterhohen Schnee, Temperaturen im zweistelligen Minusbereich – bis zu minus 40 Grad – und orkanartigen Wind.
Mehr als 50 Menschen kamen bisher landesweit durch die Schneemassen und die extreme Kälte ums Leben. Allein im Landkreis Erie im besonders betroffenen Bundesstaat New York meldeten die Behörden 28 Todesopfer. Darunter Anndel Taylor (†22), eine Krankenpflegerin aus Charlotte (North Carolina).
Sie war am Freitag auf dem Weg nach Hause von der Arbeit, als der Blizzard sie erwischte. Sie blieb mit ihrem Wagen im Schnee stecken. Nichts ging mehr. Weder vorwärts noch rückwärts. «Sie hat mehrmals um Hilfe gerufen», sagte ihre Familie zu WCNC Charlotte. Nichts passierte. Stunden vergingen. Einsatzkräfte, die bei einem Rettungsversuch selbst stecken geblieben waren, fanden sie 18 Stunden später tot auf.
Sie wollte erst schlafen und dann zu Fuss weiter
Ein von Taylor aufgenommenes und von ihrer Schwester veröffentlichtes Video zeigt, wie das Fahrzeug bis zu den Fensterscheiben im Schnee steckt. Laut ihrer Familie starb die junge Frau möglicherweise an einer Kohlenmonoxidvergiftung.
Immer wieder rief Taylor ihre Liebsten an. Familie und Freunde versuchten verzweifelt, in ihre Nähe zu kommen. Insbesondere ihr Halbbruder Michael Taylor: «Mein Auto blieb stecken, bevor es überhaupt losfuhr. Dann versuchte ich es mit dem Auto meines Onkels.» Diesmal mit Erfolg. Aber: «Nach etwa zwei Blocks steckten wir wieder fest.» Die Suche ging weiter.
«Gegen 23 Uhr schnappte ich mir den Ford Pickup meiner Mutter. Das war das letzte Auto, das wir hatten.» Wieder nichts. Gegen Mitternacht erhielt die Familie ein weiteres Video von Anndel. Darin erklärte sie, dass sie versuchen wolle, etwas zu schlafen und ihre Kräfte zu sammeln, um zu Fuss weiterzugehen, falls keine Hilfe kommen würde. Am nächsten Morgen ging sie nicht mehr an ihr Telefon. Als ihr Wagen gefunden wurde, war er komplett eingeschneit.
Sie liess den Motor laufen
Laut ihrer Familie hat Taylor nicht gefroren. «Die Kälte war nicht das Problem», erklärt ihre Schwester. Der fehlende Sauerstoff sei schuld an ihrem Tod. Denn: Durch den Schnee seien auch die Auspuffrohre bedeckt gewesen. Offenbar hatte die junge Frau den Motor laufen lassen, um sich warmzuhalten. Die Ermittler vermuten daher eine Kohlenmonoxidvergiftung.
Die Untersuchungen der Polizei laufen noch. Ihre Mutter, Wanda Brown Steele, fühlt sich wie in einem Alptraum. «Ich will endlich aufwachen.» Die Familie hat eine GoFundMe-Seite eingerichtet, um die Kosten für die Trauerfeier zu decken, damit sie sich endgültig von ihr verabschieden können. (abt)