Die Verwandtschaft kann man sich bekanntlich nicht aussuchen. Besonders bitter ist diese Tatsache für die Verwandten von Nazi-Diktator Adolf Hitler (†56). Mindestens drei von ihnen sind noch am Leben: Alexander (68), Louis (67) und Brian (53). Dazu kommen noch zwei weitere entfernte Verwandte. Zwar haben die drei Grossneffen des «Führers» den Namen Hitler nie getragen und leben zurückgezogen in den USA. Und geben eigentlich keine Interviews zur Familiengeschichte. Für die «Bild»-Zeitung machte einer von ihnen aber eine Ausnahme, zumindest eine kurze.
Das Gespräch zwischen dem Reporter und Alexander «Hitler» (68) findet durch ein Fliegengitter in einem Vorort von New York statt. Das Interview kommt streckenweise reichlich absurd daher. Es zeigt aber auch, wie sehr die Nachkommen von Hitlers Halbbruder unter der eigenen Familiengeschichte leiden.
Beziehung mit einer Jüdin zerbrach am Familiennamen
So hatte einer der drei Brüder einst eine jüdische Freundin. «Die grosse Liebe», wie Alexander erzählt. Dann wurde die Frau ins Familiengeheimnis eingeweiht. Wenig überraschend: Die Jüdin fand wenig Gefallen an der Idee, in die Familie Hitler einzuheiraten, unter welchem Namen auch immer. Die Beziehung ging in die Brüche.
Kinder hat keiner der Brüder, mittlerweile sind sie alle ältere Herren. Sehr wahrscheinlich also, dass Hitlers Familie endgültig ausstirbt. Zufall, meinen die Verwandten des Diktators. Die Legende, die schon seit Jahrzehnten herumgeistert – nämlich dass die Hitler-Verwandten eine Art Pakt geschlossen hätten, die Blutlinie zu beenden – sei «Bullshit», erklärt Alexander.
«Ich mag Angela Merkel»
Die drei planten einst, ein Buch zu schreiben. Doch die Idee haben sie längst wieder verworfen. Es wäre darum gegangen, den Namen ihres Vaters William Patrick, des Neffen des Jahrhundertverbrechers, wieder reinzuwaschen. Obwohl «Willy» Hitler im Krieg gegen seinen Onkel kämpfte, von diesem sogar «widerlich» genannt wurde, war die Geschichtsschreibung nämlich nicht gerade gnädig. Willy Hitler, der sich nach seinem Wegzug aus dem Deutschen Reich Hiller nannte, sei ein Opportunist gewesen. Und habe erst die Seite gewechselt, als ihm «Onkel Adolf» keinen Job geben wollte. «Mein Vater war ein guter Mann», sagt Alexander dazu.
Mit dem Nationalsozialismus hatten die drei nie etwas am Hut. Alexander, ausgebildeter Psychotherapeut, betreute jahrelang Kriegsveteranen. «Ich mag Angela Merkel», sagt er. «Sie scheint eine intelligente und schlaue Person zu sein. Wenn ich könnte, würde ich sie wählen», so der Mann, der laut «Bild»-Reporter «eine gewisse Ähnlichkeit» hat mit Bruno Ganz – der wiederum im Film «Der Untergang» 2004 Hitler spielte.
Hitler-Verwandte würden nicht AfD wählen
Hitlers letzter gesprächige Verwandte sei eingefleischter Republikaner, schreibt «Bild». Und er verabscheut trotzdem US-Präsident Donald Trump. «Die letzte Person, von der ich behaupten würde, dass ich sie bewundere, ist Donald Trump. Er gehört definitiv nicht zu meinen Favoriten.» Es sei die Art des US-Präsidenten, die ihn störe. «Und ich mag einfach keine Lügner.»
Auch mit dem Rechtsrutsch in Europa wird Alexander offenbar nicht warm. Auf die deutsche Rechtsaussenpartei AfD angesprochen, macht er nur eine abfällige Handbewegung und verdreht die Augen.
Und dann zieht er sich wieder in sein Haus zurück. So viele Antworten zur Zeitgeschichte müssen für die Nachwelt reichen.