Er ist erfahren, er machts stark, er strahlt Vertrauen aus: Daniel Koch (64) ist in der Schweiz der Mann der Stunde. Kompetent und ruhig führt er an der Seite von Gesundheitsminister Alain Berset (47) das Land durch die Krise. Koch kennt jeder. Koch ist der Schweizer Mr. Coronavirus.
Auch in anderen Ländern führen Chef-Epidemiologen die Krisenstäbe an. Jeder machts ein wenig anders, aber alle mit dem gleichen Ziel: das neue aggressive Coronavirus, genannt Covid-19, zu vernichten und Menschenleben zu retten.
Wer sind diese Pandemie-Fachleute, die zu Popstars geworden sind? BLICK stellt einige «Herr Kochs» aus andern Ländern vor.
Christian Drosten (48): der deutsche Charismatiker
Seit Jahren trinke er in der Beiz das Bier wegen womöglich schlecht gespülter Gläser nur aus der Flasche: Mit anschaulichen Zitaten aus dem eigenen Leben sensibilisiert Drosten die Deutschen auf die Corona-Gefahr. 2003 fand er als junger Virologe den tödlichen Sars-Erreger und entwickelte einen zuverlässigen Test. Als er jüngst von Medien kritisiert wurde, geriet er in Rage und drohte sogar mit dem Rückzug aus der Öffentlichkeit. Drosten versteht es, ruhig über die Krise zu sprechen. Das macht ihn bei den Deutschen sehr beliebt, wie die «Welt» schreibt.
Didier Raoult (68), der französische Wunderheiler
Man muss ihn nur anschauen um zu wissen, dass er gerne provoziert. Mit seinen langen Haaren und seiner Selbsteinschätzung «Ich bin kein Outsider, ich bin den anderen voraus» spaltet der Professor des Tropenmedizinischen Instituts der Uni-Klinik Marseille die französische Volksseele. Für die einen ist er ein Spinner, andere feiern ihn als Wunderheiler, der aus den Wirkstoffen Chloroquin und Azithromycin die erste vielversprechende Therapie entwickelt habe. Auch Donald Trump wurde auf ihn aufmerksam.
Anders Tegnell (63), der schwedische Einzelkämpfer
Schweden ist das einzige europäische Land, das keine rigorosen Massnahmen ergriffen hat. Tegnell setzt auf freiwillige Massnahmen der Bevölkerung. Die Bilanz ist zwiespältig: Nachdem das Virus in Altersheime eingedrungen und viele Betagte getötet hatte, wurde ein Besuchsverbot erlassen. Vor Ostern kommt zudem in Ski-Orten Panik auf, weil Zehntausende Stockholmer in die Ferien verreisen und das Virus einschleppen könnten. Der Druck auf ihn wächst. Ärzte kritisieren: «Es fühlt sich an, als würden wir geopfert.»
Neil Ferguson (51), der britische Warner
Er schockte die Briten Mitte März mit einer Studie: Wenn Premierminister Boris Johnson (55) den Corona-Kampf nicht entschlossener angehe, könnten 250’000 Briten sterben. Hätte Johnson doch nur auf den Physiker am Imperial College in London gehört. Inzwischen sind Mitglieder des Königshauses infiziert, auch Johnson selber musste auf der Intensivstation gepflegt werden. Ferguson spielte schon bei der Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche und BSE eine zentrale Rolle.
Zhong Nanshan (83), der chinesische Staatsdiener
Er handelte brachial, als die Existenz von Covid-19 bekannt wurde. Der Chef des nationalen chinesischen Expertenteams liess umgehend die Provinz Hubei mit 60 Millionen Einwohnern abriegeln. Er ist eng mit der Kommunistischen Partei verbunden und versuchte, die Ursache für das neue Virus andern in die Schuhe zu schieben: Ende Februar nämlich sagte er, dass das Virus unter Umständen gar nicht aus China stamme. Dank seinem rigorosen Durchgreifen kehrt in der betroffenen Region langsam wieder der Alltag ein.
Roberto Burioni (57), der italienische Medienstar
Er predigt auf allen Kanälen: TV, Social Media, eigene Website – sogar ein Buch hat er am 10. März zum Coronavirus publiziert. Burioni erklärt anschaulich und geduldig die Krise. Impfskeptiker belehrt er so: «Die Erde ist rund, Benzin ist entflammbar, und Impfungen sind sicher und wirksam.» Burioni wird vorgeworfen, die Gefahr in Italien heruntergespielt zu haben. Den Kampf gegen den «Tyrann» Corona führt er auf populäre Weise: «Coronavirus, du wirst nicht gewinnen. Wir haben schon Schlimmeres besiegt.»
Anthony Fauci (79), die amerikanische Ikone
Der «Stimme der Vernunft» ist es zu verdanken, dass Donald Trump (73) die Virusgefahr endlich ernst nimmt. Bekannt wurde «Dr. Fauci», als er in den 80er-Jahren Ronald Reagan (†93) von der Gefahr von Aids überzeugen musste. Trump ist schon der sechste Präsident, den er berät. Fauci redet in Zahlen, Fakten und Modellen. Das Politisieren und Poltern überlässt der Experte mit Wurzeln in Chur lieber andern. Im Internet wurde eine Petition lanciert, damit Fauci zum «Sexiest Man Alive» gekürt wird.