Ganz Europa war nach der Terror-Nacht von Paris am 13. November auf der Suche nach ihm: Abdelhamid Abaaoud (†28) gilt als Kopf hinter den Anschlägen in der französischen Hauptstadt.
Und es hätte durch ihn wahrscheinlich noch mehr Tote im Namen des IS gegeben, wäre da nicht eine Freundin von Hasna Aitboulahcen (†26), eine Cousine von Abaaoud, gewesen.
Muslimin verriet Freundin und Attentäter
In einem Interview mit der «Washington Post» verrät diese unbekannte Freundin von Abaaouds Cousine nun, warum sie der französischen Polizei den Aufenthaltsort des Paris-Attentäter bekanntgegeben hatte. Bereits vor zwei Monaten hatte die Frau mit französischen Medien über die Geschichte gesprochen. Viel ist über sie nicht bekannt. Im Interview mit der amerikanischen Zeitung erklärt sie die Motive hinter ihrem Handeln.
«Es ist wichtig, dass die Welt weiss, dass ich selbst Muslimin bin», sagt die etwa 40-jährige Frau, die anonym bleiben will. «Die Menschen sollen wissen, dass die Taten von Abaaoud und den anderen nicht das sind, was der Islam lehrt», erklärt sie und sagt, dass der IS von den meisten Muslimen verurteilt wird.
Mit dem Telefon zum Attentäter geführt
Die Frau sei für Aitboulahcen eine Art Ersatzmutter gewesen. Sie lernte den Terroristen zwei Tage nach den Anschlägen kennen, im Beisein von Aitboulahcen.
Per Telefon wurden die beiden Frauen zum Versteck von Abaaoud gelotst, erzählt sie der «Washington Post». Plötzlich erschien der Terrorist aus einem Gebüsch und ging auf seine Cousine zu. Die Frau selbst hatte im ersten Moment keine Ahnung, wer gerade aus dem nichts auftauchte. «Ich habe ihn am Fernsehen gesehen», sagte sie später der Polizei. Sie erkannte ihn auf einem Video, in dem der Dschihadist Leichen hinter einem Auto herzog.
Sie wollte ihn zur Rede stellen, «du bist Muslim, aber du tötest unschuldige Muslime», sagt sie zu ihm. Ihre Anschuldigungen schienen Abaaoud aber egal zu sein, «sie sind alles Ungläubige», rechtfertige er seine Morde. Gemeinsam mit seiner Cousine plante er deshalb weitere Anschläge.
Heimliches Treffen mit der Polizei
Das wollte die Muslimin nicht billigen. Sie konnte nicht mit ansehen, wie die beiden weitere Menschen in den Tod reissen würden. Die Frau ging heimlich zur Polizei, um ihr Versteck auffliegen zu lassen. Nach einer dreitägigen Planung wurde die Wohnung in Saint-Denis gestürmt. Cousin und Cousine starben – sie sprengten sich in die Luft.
Die Beziehung zwischen der Informantin und Aitboulahcen reflektiere in vielerlei Hinsicht die derzeitigen Spannungen in der muslimischen Gemeinschaft. Die Religion würde nicht von jedem gleich interpretiert, kommentiert die «Washington Post» die Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden Frauen. (lz)