Sich auf Asphalt festkleben, den Zugang zum deutschen Parlament blockieren oder auf das Rollfeld eines Flughafens stürmen: Der Alltag eines Klimaaktivisten ist alles andere als langweilig.
Für den Protest geben einige Menschen ihren Job auf und lassen sich zum Klima-Kleber umschulen. Bei der «Letzten Generation» können sie inzwischen ihren Lebensunterhalt bestreiten.
Journalisten der «Welt am Sonntag» konnten Unterlagen einsehen und an Online-Seminaren teilnehmen. Ihr Bericht zeigt, wie die Klima-Kleber neue Mitarbeiter für den Kampf gegen die Klimakrise rekrutieren und sogar ein Gehalt zahlen. Klima-Kleber in Vollzeit erhalten bis zu 1300 Euro. Eine Anstellung in Teilzeit oder als Selbstständiger soll ebenfalls möglich sein. Die Höhe des Salärs richtet sich nach den Bedürfnissen der Aktivisten.
Einen Grossteil der Einnahmen, mit denen die Aktivisten bezahlt werden, erhält die «Letzte Generation» eigenen Angaben nach aus dem Climate Emergency Fund. Die kalifornische Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, «disruptiven Aktivismus» zu fördern. Im Vorstand der Organisation sitzen vor allem Philanthropen – wie Adam McKay oder die Enkelin von Öl-Magnat Jean Paul Getty, Aileen.
Schweizer kassieren kein Klima-Gehalt
Die deutschen Klimaaktivisten sind nicht die einzige Klima-Gruppierung, die von der US-Stiftung mit Spenden unterstützt wird. So darf sich auch Renovate Switzerland über den Geldregen aus den USA freuen, wie Sprecherin Cécile Bessire dem Blick bestätigt. 20 Prozent aller Renovate-Einnahmen kämen aus Kalifornien. Den grösseren Teil machten aber Spenden von Privatpersonen aus.
Ein Gehalt erhalten die Schweizer Klimaaktivisten laut der Renovate-Sprecherin nicht. Die freiwilligen Vollzeitaktivisten würden von ihren Ersparnissen leben, Teilzeitradikale hätten andere Arbeitgeber.
Unscheinbarer Verein hilft offenbar der «Letzten Generation»
Dass die «Letzte Generation» in der Lage ist, Gehälter auszuzahlen, zeigt die zunehmende Professionalisierung der Gruppierung. Für die Mitarbeitergewinnung wurde eigens eine Arbeitsgruppe geschaffen. Sie trägt den Namen «Jobcenter der Letzten Generation». Als Jobcenter werden die Einrichtungen der deutschen Bundesagentur für Arbeit bezeichnet. Die Arbeitsverträge für die deutschen Klima-Kleber stellt laut dem Bericht der unscheinbare Verein «Wandelbündnis» aus.
Das «Wandelbündnis» streitet auf Nachfrage der «Welt am Sonntag» allerdings ab, Geld von der «Letzten Generation» erhalten zu haben. Es gebe innerhalb des Vereins aber eine Initiative namens «Gemeinnützige Bildungsarbeit zur Unterstützung von Letzte Generation». Insgesamt führt das «Wandelbündnis» eigenen Angaben zufolge 30 Menschen auf der Lohnliste.