Lange war unklar, wer die Nachfolge des geschassten US-Sicherheitsberaters John Bolton antritt. So verkündete Donald Trump einmal 15, dann wieder fünf potenzielle Kandidaten. Nun ist klar: Robert O'Brien übernimmt das Amt. Der Diplomat aus dem Aussenministerium scheint dem US-Präsidenten zu gefallen. «Robert ist fantastisch», lässt er zu dessen Wahl verlauten.
O'Brien wird keine Zeit zum Däumchen drehen haben – seinen Rat hat Trump dringend nötig, denn der Konflikt mit dem Iran spitzt sich fast täglich zu und könnte gar in einem Krieg gipfeln. Wie O'Brien sich in dieser Krise behaupten wird, ist unklar. Denn der Anwalt aus Los Angeles ist für viele in Washington ein Unbekannter. Als Sonderbeauftragter für Geiselverhandlungen wirkte er meist im Hintergrund.
Von Pompeo vorgeschlagen
Trump jedoch kennt ihn gut. So war er beispielsweise direkt in die Verhandlungen mit der Türkei über die Freilassung des amerikanischen Geistlichen Andrew Brunson involviert. Und als Trump Rapper A$AP Rocky nach einer Schlägerei aus schwedischer Haft befreien wollte, soll er ihn offenbar ebenfalls eingeschaltet haben.
O'Brien scheint für Trump ein Mann für alle Fälle zu sein. Der 53-jährige Anwalt gilt denn auch als ein treuer Trump-Fan. Doch wie lange kann er sich im Weissen Haus halten? Für ihn spricht, dass er auf Empfehlung von Aussenminister Mike Pompeo ins Amt gekommen ist. Mit Pompeo lag Vorgänger Bolton oft im Clinch. In O'Brien hat Pompeo einen Verbündeten. Beide gelten als Hardliner und setzen konservativ auf «America First» – politisch wie wirtschaftlich.
In der Iran-Frage wird O'Brien wohl eine ähnliche Schiene fahren, sind sich Kommentatoren einig. Hoffnungen, die Spannungen zwischen den USA und dem Iran könnten abnehmen, erfüllten sich auch in dieser Woche nicht. Trump kündigte am Mittwoch an, die Sanktionen gegen den Iran weiter zu verschärfen. Und Pompeo wirft dem Iran vor, Urheber der Angriffe auf saudische Ölanlagen am vergangenen Samstag gewesen zu sein. Der Iran weist dies jedoch zurück.
O'Brien muss sich in Iran-Konflikt einlesen
Der neue Sicherheitsberater O'Brien wollte sich am Mittwoch noch nicht zu seinen Plänen äussern. Beim Auftritt mit Trump kündigte er aber an, sich beim Thema Iran schnellstmöglich «auf Stand» bringen zu lassen – um Trump dann seinen Rat zu geben.
Der Nationale Sicherheitsberater ist dem Präsidenten direkt unterstellt und muss vom Senat nicht bestätigt werden. Er leitet den Nationalen Sicherheitsrat, in dem auch die Geheimdienste sowie das Verteidigungs- und Aussenministerium vertreten sind.
Ob Trump seinen Rat befolgen wird, ist unklar. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass der US-Präsident oft gegen die Vorschläge seiner Berater entschieden hat.