Revolutionsgarden entern britischen Tanker
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Golf-Krise spitzt sich zu:Revolutionsgarden entern britischen Tanker

Muskelspiele Irans
«Es geht darum, Krieg zu verhindern»

Der Iran spielt mit Feuer im Persischen Golf. Noch sind es nur Drohgebärden. Ein militärischer Konflikt könnte den gesamten Nahen Osten destabilisieren und hätte verheerende Folgen für die Weltwirtschaft.
Publiziert: 21.07.2019 um 02:21 Uhr
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Aktualisiert: 22.07.2019 um 10:55 Uhr
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Am Freitag haben iranische Revolutionsgarden den unter britischer Flagge fahrenden Tanker «Stena Impero» geentert und beschlagnahmt.
Foto: Keystone

Iran zeigt sich unbeeindruckt von Amerikas militärischer Übermacht. Statt unter Druck klein beizugeben, giesst Teheran noch Öl ins Feuer der Provokationen im Persischen Golf. Iran weiss: Im Falle eines Konflikts wäre der weltweite Ölhandel gelähmt, ganz Nahost würde destabilisiert und auf Europa käme eine neue Flüchtlingswelle zu.

Am Freitag haben die iranischen Revolutionsgarden auf hoher See den unter britischer Flagge fahrenden Tanker «Stena Impero» geentert, beschlagnahmt und vor Irans Küste gebracht. Iran veröffentlichte dramatische Aufnahmen, wie Elitekommandos mit schwarzen Sturmhauben von einem Hubschrauber auf den Öltanker abseilten und das Schiff, das in voller Fahrt war, sowie die 23 Matrosen an Bord in ihre Gewalt brachten.

Deutschland und Frankreich forderten am Samstag die «unverzügliche Freigabe» des Tankers. Der britische Aussenminister Jeremy Hunt drohte mit «ernsthaften Konsequenzen». Der deutsche Aussenminister Heiko Maas (52) warnt jetzt in der «Bild am Sonntag»: «Es geht darum, Krieg zu verhindern»

Irans Machtdemonstration

Die US-Regierung kündigte derweil an, ihre Truppenpräsenz in der Region zu verstärken. Bis zu 500 Soldaten werden nach Saudi-Arabien entsandt, dessen König Salman der ersten US-Truppenstationierung seit 2003 zustimmt. Riad war für die USA wichtig im Irak-Krieg. Die US-Luftwaffe hatte dort zeitweise 200 Kampfjets stationiert, die Angriffe auf den Irak flogen.

Norwegische Reedereien haben ihre Mitglieder inzwischen angewiesen, iranische Gewässer zu meiden. In dem geopolitischen Machtpoker hatten die Iraner vorübergehend einen zweiten britischen Tanker gestoppt. Iran demonstriert damit seine Macht, die es über das Nadelöhr der Strasse von Hormus hat.

Es ist die weltweit wichtigste Verbindung für Öllieferungen. Durch den schmalen schiffbaren Korridor wird fast ein Drittel des weltweit auf dem Seeweg transportierten Öls und Flüssiggases verschifft. Die Webseite marinetraffic.com zeigt eindrücklich in Echtzeit, wie dicht befahren die Schiffsroute ist.

Bewährtes militärisches Druckmittel

Noch zeigt sich der Ölpreis belastbar. Eine Blockade dieser Exportroute, das weiss der Iran, würde den Ölpreis in die Höhe schnellen lassen, mit dramatischen Folgen für die schon so angeschlagene Weltwirtschaft.

Teheran hat vergleichsweise leichtes Spiel mit der militärischen Kontrolle der engen Wasserstrasse. Abzüglich der Hoheitsgewässer von Iran und Oman ist der Korridor an seiner schmalsten Stelle 3,7 Kilometer breit. Jetzt lässt Iran seine Macht über diese enge Schiffspassage spielen. Denn letztes Jahr kündigte US-Präsident Trump (73) das Atomabkommen mit Iran einseitig auf - dies, obwohl sich Teheran auch laut Europäern an das Abkommen hielt.

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Iran leidet unter den Sanktionen. Nun setzt Teheran wieder das Druckmittel ein, auf das seit Jahrzehnten Verlass ist. Der gesamte Wirtschaftsmotor der Welt ist auf Frieden und reibungslose Passage in der Strasse von Hormus angewiesen.

Teheran mit dem Rücken zur Wand

Iran will mit seinen Muskelspielen Verhandlungen forcierten. Am Freitag habe Trump auch Verhandlungsbereitschaft signalisiert, berichtete «CNN». «Ich habe viele Leute involviert», sagte Trump, ohne sich genauer auszuführen. Er sei darauf bedacht, die Krise mit Teheran zu lösen.

Vorerst wollen die Amerikaner Schiffen die freie Durchfahrt in der iranischen Wasserstrasse garantieren: Operation «Sentinel» (Wache) soll eine Reihe von Nato-Verbündeten und Golfstaaten engagieren, «um den freien und offenen Handel in der Strasse von Hormus und am Persischen Golf zu gewährleisten», sagte US-Verteidigungsminister John Rood am Samstag.

Das Atomabkommen mit Iran zu kündigen mag leichtsinnig gewesen sein. Teheran steht mit dem Rücken zur Wand. Jetzt gehört mit den Konsequenzen davon umgegangen. (kes)

Der Iran-Konflikt im Ticker

Der Konflikt zwischen dem Iran und den USA spitzt sich immer weiter zu. Im Newsticker halten wir Sie über die Vorkommnisse auf dem Laufenden.

Der Konflikt zwischen dem Iran und den USA spitzt sich immer weiter zu. Im Newsticker halten wir Sie über die Vorkommnisse auf dem Laufenden.

Warum ist die Strasse von Hormus so wichtig?

Mehrere Zwischenfälle mit Handelsschiffen nahe der Meerenge von Hormus haben in den vergangenen Monaten den Blick auf diese wichtige Seestrasse gelenkt. Rund ein Drittel des auf dem Seeweg transportierten Öls wird durch die Meerenge zwischen dem Iran und dem Oman befördert.

Blockade bedroht internationale Ölmärkte

Eine Sperrung dieses strategisch wichtigen Nadelöhrs würde den Ölpreis in die Höhe treiben mit katastrophalen Folgen für die Weltwirtschaft. Schon die jüngsten Vorfälle sorgten daher für Nervosität an den Ölmärkten.

Angesichts des Streits um das internationale Atomabkommen mit dem Iran und der Wirtschaftsblockade der USA hat Teheran wiederholt gedroht, die Seestrasse zu blockieren. Die Meerenge zwischen dem Persischen Golf und dem Golf von Oman ist nur 50 Kilometer breit. Auch wenn die iranische Marine den USA militärisch nicht gewachsen ist, wäre es nicht schwer für sie, eine Durchfahrt durch Seeminen zu blockieren.

Seit Jahrhunderten wichtiger Handelsweg

Die Meerenge von Hormus ist schon seit Jahrhunderten eine wichtige Handelsroute. Auf den Inseln Hormus und Keschm errichteten die Portugiesen im 16. Jahrhundert Festungen und Handelsstützpunkte. Heute sind die iranischen Inseln wegen ihrer dramatischen Felsformationen und Mangrovenwälder beliebte Touristenziele. Weitere Inseln in der Mitte der Seestrasse sind zwischen dem Iran und den Vereinigten Arabischen Emiraten umstritten.

Mehrere Zwischenfälle mit Handelsschiffen nahe der Meerenge von Hormus haben in den vergangenen Monaten den Blick auf diese wichtige Seestrasse gelenkt. Rund ein Drittel des auf dem Seeweg transportierten Öls wird durch die Meerenge zwischen dem Iran und dem Oman befördert.

Blockade bedroht internationale Ölmärkte

Eine Sperrung dieses strategisch wichtigen Nadelöhrs würde den Ölpreis in die Höhe treiben mit katastrophalen Folgen für die Weltwirtschaft. Schon die jüngsten Vorfälle sorgten daher für Nervosität an den Ölmärkten.

Angesichts des Streits um das internationale Atomabkommen mit dem Iran und der Wirtschaftsblockade der USA hat Teheran wiederholt gedroht, die Seestrasse zu blockieren. Die Meerenge zwischen dem Persischen Golf und dem Golf von Oman ist nur 50 Kilometer breit. Auch wenn die iranische Marine den USA militärisch nicht gewachsen ist, wäre es nicht schwer für sie, eine Durchfahrt durch Seeminen zu blockieren.

Seit Jahrhunderten wichtiger Handelsweg

Die Meerenge von Hormus ist schon seit Jahrhunderten eine wichtige Handelsroute. Auf den Inseln Hormus und Keschm errichteten die Portugiesen im 16. Jahrhundert Festungen und Handelsstützpunkte. Heute sind die iranischen Inseln wegen ihrer dramatischen Felsformationen und Mangrovenwälder beliebte Touristenziele. Weitere Inseln in der Mitte der Seestrasse sind zwischen dem Iran und den Vereinigten Arabischen Emiraten umstritten.

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