Harvey Weinsteins Anwalt versucht, Vorwürfe gegen diesen zu entkräften. «Wenn eine Frau beschliesst, sie muss mit einem Hollywood-Produzenten Sex haben, um ihre Karriere voranzubringen, es dann auch tut und es widerwärtig findet, dann ist das keine Vergewaltigung.»
Vielmehr sei es eine «bewusste Entscheidung», sich zugunsten der Karriere darauf einzulassen, sagte Benjamin Brafman der Londoner Zeitung «The Times» vom Samstag.
Weinstein will nicht sexuell gewalttätig gewesen sein
Mehr als hundert Frauen, darunter zahlreiche Stars, werfen dem ehemals mächtigen Filmproduzenten vor, sie sexuell belästigt oder vergewaltigt zu haben. Der 65-Jährige unterzieht sich Medienberichten zufolge derzeit einer Therapie gegen Sexsucht, beteuert aber bis heute, gegenüber Frauen sexuell nicht gewalttätig gewesen zu sein.
Nach der Einleitung strafrechtlicher Ermittlungen in Grossbritannien und den USA hatte Weinstein den prominenten US-Strafverteidiger Brafman angeheuert. Dieser wurde als Verteidiger des damaligen Chefs des Internationalen Währungsfonds (IWF), Dominique Strauss-Kahn, in der Zimmermädchen-Affäre international bekannt.
Typische Gepflogenheiten in der Filmbranche
In dem Interview mit «The Times» wies Brafman weiter darauf hin, dass das Verhalten seines Mandanten typisch für die jahrelangen Gepflogenheiten der Filmbranche gewesen sei: «Harvey Weinstein hat die Casting-Couch nicht erfunden», sagte der Anwalt.
Auch wenn Weinstein an der Oscar-Verleihung am Sonntag nicht teilnimmt, erinnert eine kürzlich errichtete Skulptur mit dem Titel «Casting-Couch» ganz in der Nähe des Veranstaltungsortes an den Skandal, der inzwischen eine breite Debatte um sexuelle Übergriffe im Filmgeschäft und anderen Bereichen des Berufslebens losgetreten hat.
Die von den beiden Künstlern Plastic Jesus und Joshua Monroe geschaffene Skulptur zeigt einen im Bademantel auf einer Couch sitzenden Weinstein, der eine Oscar-Statue in der Hand hält. (SDA)