Sex-Prozess
Strauss-Kahn hatte zehn Frauen an einem Abend

Es geht um Sex-Partys. Und vor allem um pikante Details aus dem Leben eines Unersättlichen, der einst zu den wichtigsten Männern der Welt gehörte: Dominique Strauss-Kahn.
Publiziert: 02.02.2015 um 17:51 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 21:11 Uhr
Sex-Prozess: Dominique Strauss-Kahn vor Gericht
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:Sex-Prozess: Dominique Strauss-Kahn vor Gericht
Von Urs Helbling

Die Anklage lautet auf «schwere gemeinschaftliche Zuhälterei». Ein Delikt, wie wir es so in der Schweiz nicht kennen. Vor Gericht stehen seit 14 Uhr zwölf Männer und zwei Frauen. Dominique Strauss-Kahn (65, «DSK») drohen bis zu zehn Jahre Gefängnis und eine Geldstrafe von bis zu 1,5 Millionen Franken.

Spannend wird der Prozess Mitte nächster Woche, wenn «DSK» aussagen muss. Der ehemalige IWF-Chef wird seine Hosen herunterlassen müssen. Was seine Gespielinnen Estelle, Jade, Marion, Mounia und Sandrine in der Untersuchung gesagt haben, lässt einiges erwarten.

Es geht um 17 Sex-Partys, die zwischen 2007 und 2011 in Lille, Paris, Washington und New York für «DSK» organisiert wurden. Von Bekannten. Etwa dem Direktor des Luxushotels Carlton in der nordfranzösischen Stadt Lille. Oder einem belgischen Puff-Betreiber, der die Frauen lieferte. Diese sollen gegen 100'000 Franken gekostet haben, wie aus der 200-seitigen Anklageschrift hervorgeht.

«Es ging um den Konsum von Sex»

«DSK» soll, so eines der Escort-Girls, der «König der Feste» gewesen sein. Eine zweite Frau beschreibt das Treiben als «Schlachten». Eine dritte Prostituierte beklagt sich über das brutale Verhalten von «DSK». Die Rede ist von «Gemetzel».

Die Frauen erinnern sich laut «spiegel.de» an Treffen, bei denen «DSK» zwischen zehn und fünfzehn sexuellen Kontakten mit verschiedenen Frauen hatte. «Es ging um den Konsum von Sex, nicht um Swingertreffen.»

Laut Staatsanwaltschaft war «DSK» der Anstifter der Sex-Partys. Per SMS hat er für seine Dienstreisen im voraus «Material» geordert. Oder er liess Geschenke für die Gespielinnen organisieren.

Für den Prozess entscheidend ist die Frage, ob «DSK» wusste, dass die Damen nicht irgendwelche Bekannte seiner Kollegen, sondern Prostituierte waren. «DSK» sagte dem Untersuchungsrichter: «Wie wollen Sie den nackten Frauen ansehen, dass sie Prostituierte sind?» Er stellt die Sex-Partys nicht in Abrede, spricht von freizügigem Verhalten unter einvernehmlich handelnden Erwachsenen. Und das sei ja wohl nicht strafbar.

Viele glauben, er wäre der bessere Präsident gewesen

«DSK» sieht sich als Opfer von Moralaposteln. Der dreiwöchige Prozess ist hochpolitisch. Es geht um die Zukunft eines Mannes, den viele Franzosen gerne als Präsidenten gesehen hätten. In einer aktuellen Umfrage erklärten 79 Prozent der Franzosen, der Sozialist Strauss-Kahn wäre der bessere Staatschef gewesen als François Hollande.

Über das Liebesleben von Hollande haben wir seit seinem Amtsantritt einiges erfahren. Die Enthüllungen über «DSK» dürften noch süffiger werden.

Ein Quickie vor dem Heimflug

Unbestritten ist, dass zwischen dem damaligen IWF-Chef und dem Zimmermädchen Nafissatou Diallo etwas gelaufen ist. Strauss-Kahn sprach von einvernehmlichem Sex, sie von einer Attacke. Er habe sie im New Yorker Luxushotel zu Oralsex gezwungen.

Stunden nach dem Sex wurde Strauss-Kahn auf dem Flughafen JFK festgenommen. In einer Air-France-Maschine. Es folgten erniedrigende Momente: «DSK» wurde in Handschellen vorgeführt.

Strauss-Kahn musste als IWF-Chef zurücktreten. Er hatte sich dort seit seinem Amtsantritt im Jahr 2007 einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Während der Finanzkrise galt er als «Arzt der Weltwirtschaft». Allerdings gab es bereits damals Gerüchte über sein Sex-Leben. Eine Affäre mit einer IWF-Mitarbeiterin sorgte für Gesprächsstoff.

Während des Strafverfahrens hielt seine Frau, die Journalistin Anne Sinclair, zu ihm. Sie soll ihm sogar Geld geliehen haben, damit er das Zivilverfahren mit dem Zimmermädchen beenden konnte. Im Strafverfahren war er freigesprochen worden. Doch dann verliess ihn Sinclair.

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