Das Oberste Gericht Spaniens (TSJ) bestätigte am Montag in Madrid ein Urteil des katalanischen Oberlandesgerichts vom vergangenen Dezember, wonach der separatistische Regierungschef der spanischen Region Katalonien, Quim Torra (57), eineinhalb Jahre lang kein öffentliches Amt bekleiden darf.
Beobachter befürchten, dass diese Entscheidung mitten in der Corona-Krise und drei Jahre nach dem illegalen Unabhängigkeitsreferendum vom 1. Oktober 2017 zu einer neuen und gefährlichen Eskalation des Katalonien-Konflikts führen wird.
Neuwahlen Anfang 2021 gelten als sicher
Das Urteil sei einstimmig beschlossen worden, teilte das Oberste Gericht in Madrid mit. Ausserdem wird Torra eine Geldstrafe von 30'000 Euro auferlegt. Der Separatistenführer selbst hatte beim TSJ Berufung eingelegt.
Nach der Veröffentlichung des Urteils im spanischen Amtsblatt und der gerichtlichen Mitteilung muss Torra das Amt des regionalen Ministerpräsidenten an seinen bisherigen Vize, Pere Aragonés, abtreten. Das wird nach Medienberichten innerhalb der nächsten sieben Tagen geschehen. Es gilt als sicher, dass Aragonés anschliessend für Anfang 2021 Neuwahlen ausrufen wird.
Unabhängigkeitssymbole im Regierungsgebäude
Torra hatte sich vor den spanischen Parlamentswahlen vom 28. April vergangenen Jahres geweigert, am Amtssitz seiner Regierung in der katalanischen Hauptstadt Barcelona und an anderen öffentlichen Gebäuden Symbole der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung zu entfernen, obwohl die Wahlkommission dies angeordnet hatte. Unter anderem wurde auf Plakaten die Freilassung von Separatisten gefordert, die als «politische Gefangene» bezeichnet wurden. (SDA)