Um 17.41 Uhr Schweizerzeit liess die Nasa die Wasserbombe platzen: «Der Mars ist nicht der trockene Planet, für den wir ihn immer hielten.» Der US-Behörde für Raumfahrt ist es mit grossem Aufwand gelungen, erstmals flüssiges Wasser auf dem Mars nachzuweisen. Eine Sensation, denn flüssiges Wasser ist essenziell für die Entstehung von Leben!
Die Hinweise für flüssiges Wasser liefern Analysen und Messdaten der Raumsonde Mars Reconnaissance Orbiter. Salziges Schmelzwasser könnte demnach regelmässig im Marssommer Steilhänge hinabfliessen, wie Forscher um Lujendra Ojha vom Georgia Institute of Technology in Atlanta (USA) im Fachblatt «Nature Geoscience» berichten.
Dass es auf dem Roten Planeten Wasser gibt, wissen die Wissenschaftler schon länger. Allerdings nicht flüssiges Wasser, wie es für die Entstehung von Leben notwendig ist, sondern nur gefroren als Eis. Solches hatte die Raumsonde Phoenix schon 2008 knapp unter der Marsoberfläche entdeckt.
Woher das entdeckte Wasser stammt, ist bis anhin aber noch nicht klar. Und die Menge des gefundenen Wassers müsse man sich «eher als feuchten Boden, und nicht als stehendes Wasser vorstellen», erklärt die Nasa.
Gibt es auf dem Mars also Leben? «Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass es Leben unter der Marsoberfläche gibt», sagt Alfred McEwen, Professor für Astrogeologie.
Eine Aussage, die die Fantasie beflügelt. Denn wie kein anderer Planet fasziniert der Mars die Menschen. Auf Grund seiner Helligkeit war er bereits im Altertum bekannt. Mit seiner roten Farbe symbolisierte er für die Römer den Gott des Krieges. Daher der Name des Planeten: Mars.
1877 entdeckte der italienische Astronom Giovanni Schiapparelli die Marskanäle: Tiefe Schluchten und Abstufungen im Gelände, die die Erdbewohner für künstliche Bauwerke von Marsmenschen hielten.
Die Spekulationen um intelligentes Leben auf dem Mars gipfelten in einem Angriff von Marsmonstern am 30. Oktober 1938. Bei der vermeintlichen Attacke der Marsianer handelte es sich aber bloss um eine Hörspieladaption des Science-Fiction-Romans «Krieg der Welten» von H. G. Wells. Orson Welles, damals noch Radiomoderator, trug sie am Vorabend von Halloween wie eine echte Reportage vor – und versetzte Amerika in Angst und Schrecken.
Welchen Einfluss hat die aktuelle Entdeckung auf bemannte Mars-Missionen in der Zukunft? Der Schweizer Raumfahrtexperte Men Jon Schmidt (57): «Das hängt davon ab, in welcher Menge und in welcher Qualität das Wasser vorhanden ist. Prinzipiell könnte man es aber trinken und zur Herstellung von Treibstoff nutzen.»
Tatsächlich sprachen die Nasa-Experten bei der Präsentation von «nicht sauberem Wasser». Dennoch hat der Fund uns einem Aufenthalt auf unserem Nachbarplaneten einen Schritt näher gebracht.