Sender verriet Versteck
Supermarkt-Geiseln verklagen französische Medien

Während der Geiselnahme im jüdischen Supermarkt in Paris versteckten sich mehrere Personen in einem Kühler. Ein Sender verriet ihren Aufenthaltsort. Jetzt wird der Sender verklagt.
Publiziert: 03.04.2015 um 15:59 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 00:54 Uhr
Mit Blendgranaten bereitete die Polizei am 9. Januar die Stürmung des Koscher-Supermarkts bei der Porte de Vincennes in Paris vor. Terrorist Amedy Coulibaly hatte darin Geiseln genommen und vier von ihnen getötet.
Foto: Reuters

Sechs Betroffene der Geiselnahme in einem jüdischen Supermarkt in Paris im Januar haben französische Medien wegen ihrer Berichterstattung verklagt. Die Kläger, die sich in einer Kühlkammer vor dem islamistischen Angreifer versteckt hatten, werfen unter anderem dem Nachrichtensender BFMTV vor, ihr Leben gefährdet zu haben.

BFMTV hatte während der Geiselnahme am 9. Januar berichtet, dass sich mehrere Menschen vor dem Islamisten Amédy Coulibaly in einer Kühlkammer des Supermarkts Hypercacher im Osten von Paris versteckt hielten. Der Anwalt der Kläger sagte, das Leben seiner Mandanten wäre gefährdet gewesen, «wenn Coulibaly in Echtzeit von der von BFMTV verbreiteten Nachricht erfahren hätte».

15'000 Euro Strafe für Gefährdung eines Menschenlebens

Das Leben eines Menschen in Gefahr zu bringen kann in Frankreich mit einem Jahr Haft und 15'000 Euro Geldstrafe geahndet werden. Nach Angaben aus Justizkreisen vom Freitag leitete die Pariser Staatsanwaltschaft am Mittwoch erste Ermittlungen ein.

Coulibaly hatte den jüdischen Supermarkt zwei Tage nach dem tödlichen Angriff auf die Satirezeitung «Charlie Hebdo» attackiert. Der Islamist, der die «Charlie Hebdo»-Angreifer kannte, tötete in dem Supermarkt vier Juden. Bereits am Tag vor der Geiselnahme hatte er eine Polizistin erschossen.

Den Supermarkt attackierte er, während sich die «Charlie Hebdo»-Attentäter in einer Druckerei nördlich von Paris verschanzten. Die drei Islamisten wurden schliesslich bei Polizeieinsätzen getötet.

Medien berichteten live über die Zugriffe der Spezialeinheiten

Die Berichterstattung französischer Medien über die Anschlagsserie mit zusammen 17 Todesopfern, die Fahndung nach den Islamisten und die Polizeieinsätze gegen die Männer wurden wiederholt kritisiert. So sprach die Rundfunkaufsicht CSA wegen 36 Verstössen gegen die Rundfunkbestimmungen Rügen aus.

Bemängelt wurde anderem, dass viele Sender live über den Zugriff der Sicherheitskräfte auf das Druckereigebäude berichteten, in dem sich die beiden Attentäter verschanzt hatten, und so möglicherweise das Leben der Geiseln in dem jüdischen Supermarkt gefährdeten. (SDA/kab)

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