«Das ist eine Kriegserklärung an den Präsidenten der USA!» So wetterte der konservative TV-Moderator Sean Hannity (56) letzte Woche in seiner Sendung auf «Fox News» – immerhin die meistgesehene Nachrichtensendung des Landes. Gerade war bekannt geworden, dass das FBI eine Razzia bei Donald Trumps (71) Anwalt Michael Cohen (51) durchgeführt hatte.
Nun kommt raus: Auch Hannity ist ein Klient von Cohen. Das musste sein Anwalt vor Gericht in New York preisgeben. Bei der Anhörung ging es um die beschlagnahmten Dokumente, Cohens Schweigegeld-Zahlung an den Pornostar Stormy Daniels und Trumps Rolle in dem Skandal (BLICK berichtete).
«Instagram-Models haben höhere Ethik-Standards»
Dass Hannity und Cohen miteinander verbandelt sind, ist keine grosse Überraschung. Die beiden Männer gehören seit längerem zum engeren Kreis von Donald Trump. Doch dass Hannity sein Mandat gänzlich verschwieg, während er über den Fall berichtete, bringt ihn nun in die Bredouille – bestand doch klar ein Interessenkonflikt. «Sogar Instagram-Models haben höhere Ethik-Standards», bilanziert Trevor Noah von der Nachrichtensatire «The Daily Show».
«Es ist witzig, sich nun alles anzusehen, was er über die FBI-Razzia gesagt hat», so Noah weiter. «Denn jetzt sehen wir, dass Hannity nicht nur wütend war. Er hatte Angst.»
Tatsächlich schoss sich Sean Hannity letzte Woche voll auf den Sonderermittler Robert Mueller ein, der die Razzia in Auftrag gegeben hatte. «Muellers Team ist korrupt», sagte Hannity in seiner Radiosendung. «Es ist klar, dass er es auf den Präsidenten abgesehen hat. Er will ihn seines Amtes entheben.» Die Durchsuchung sei ein «beispielloser Machtmissbrauch» gewesen.
Nur um «Input» gebeten
Nun spielt der Beschuldigte die Sache herunter. «Michael Cohen hat mich in keiner Sache vertreten. Ich habe ihm niemals einen Auftrag gegeben, eine Rechnung von ihm erhalten oder ein Honorar bezahlt», lässt Sean Hannity über Fox News verlauten. Er habe Cohen nur gelegentlich bei rechtlichen Dingen um «Input» gefragt.
Wenn Hannity da nun mal kein Eigentor geschossen hat. Denn wenn es keine Geschäftsbeziehung gab, untersteht Cohen auch nicht der anwältlichen Schweigepflicht, was diese «Inputs» betrifft. Und könnte, nachdem er vom Moderator öffentlich der Lüge bezichtigt wurde, aus dem Nähkästchen plaudern. (rey)