Er hat Deutschland und Europa während mehr als zwei Wochen in Atem gehalten: Horst Seehofer, ehemaliger bayrischer Ministerpräsident und heute Innenminister der Bundesregierung. So bekriegte er in aller Öffentlichkeit vehement Angela Merkels Flüchtlingspolitik und drohte gar, die Union aus CSU und CDU zu sprengen.
Dabei schielte er stets auf die Bayrischen Landtagswahlen im Herbst dieses Jahres. Dort fürchtet die CSU, viele Stimmen an die rechtspopulistische AFD zu verlieren und damit auch die absolute Mehrheit, welche sie seit Jahrzehnten mit kurzen Unterbrüchen in Bayern hält.
Bloss: Dieser erbitterte Streit mit Bundeskanzlerin Merkel hat dem CSU-Urgestein Seehofer nicht gut getan. So ist die Mehrheit der Deutschen und selbst der CSU-Anhänger laut einer Umfrage für einen Rücktritt von Horst Seehofer.
56 Prozent der CSU-Wähler fordern Rücktritt
Nach dem am Montag veröffentlichten RTL/n-tv-Trendbarometer sind 62 Prozent der Deutschen der Auffassung, Seehofer sei nicht mehr tragbar. Bei den CSU-Wählern sind es 56 Prozent – und das drei Monate vor der Landtagswahl in Bayern.
Nach der Forsa-Umfrage im Auftrag von RTL und n-tv halten zwei Drittel der Deutschen Seehofer für einen Störenfried, 27 Prozent sehen in ihm dagegen einen aufrechten Politiker. Auch bei den CSU-Anhängern sind nicht alle vom Parteichef überzeugt. 46 Prozent halten Seehofer für einen aufrechten Politiker, aber genauso viele für einen Störenfried.
Seehofer und der bayerische Ministerpräsident Markus Söder haben deutlich an Vertrauen verloren und sind im aktuellen Politiker-Ranking auf die hinteren Plätze abgerutscht. Söder büsste gegenüber der Beliebtheitsskala im April zehn Punkte ein, Seehofer elf Punkte. Im Juli rangieren hinter den beiden CSU-Politikern nur noch die Fraktionsvorsitzenden der AfD, Alice Weidel und Alexander Gauland.
Merkel ist selbst in Bayern beliebter als die Lokalmatadoren
Auf einer Skala von eins bis hundert erreicht Söder nun 32 Punkte, Seehofer 31 Punkte. Spitzenreiterin ist Kanzlerin Angela Merkel mit 54 Punkten. In Bayern kommt Söder noch auf 45 Punkte (minus neun gegenüber April), Seehofer auf 39 Punkte (minus zehn). Beliebter als die beiden CSU-Politiker ist bei den Bayern Merkel mit 47 Punkten.
Der Absturz Seehofers geht nach Einschätzung von Forsa-Chef Manfred Güllner auf seinen Dauerkonflikt mit Merkel zurück. Auch durch seine jüngsten Auftritte habe er bei den Deutschen und in der eigenen Partei an Glaubwürdigkeit verspielt, sagte Güllner RTL. «Nur von den AfD-Anhängern, die die CSU bekämpfen will, wird Seehofer noch geschätzt.» (fr/SDA)