Seine Stationen
So wurde er zum mächtigsten Mann Europas

Lösch-Schüler, rasender Student, mächtigster Mann Europas - Rentner. Stationen eines Weltpolitikers.
Publiziert: 16.06.2017 um 17:40 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:10 Uhr
Helmut Kohl mit der «Eisernen Lady» Margaret Thatcher in London (1983).
Foto: Keystone
Guido Felder

Kohl, der löschende Schüler

1936 wurde Klein-Helmut in der Friesenheimer Volksschule eingeschult. Im Gymnasium gehörten Geschichte, Deutsch und Geografie zu seinen Lieblingsfächern. Ein Gräuel waren ihm Mathi und Naturwissenschaften. Beim Schülerlöschtrupp lernte er in brennenden Häusern Krieg, Tod und Zerstörung kennen.

Kohl, der rasende Student

Wegen fehlender Berufsperspektiven hatte Kohl 1945 eine landwirtschaftliche Lehre abgebrochen. Er kehrte an die Schule zurück und studierte Geschichte, Politwissenschaften, Staatsrecht und Öffentliches Recht. Aus dem Geld, das er sich als Ausläufer von Wasser und Apfelwein verdiente, kaufte er sich eine Lambretta.

Kohl, der standhafte Jungpolitiker

1946 begleitete Kohl seine Eltern bei den Kommunalwahlen ins Wahllokal. Weil der 16-Jährige die Vorgänge den ganzen Tag interessiert beobachtete, öffnete ihm der Pfarrer den Weg zu politischen Diskussionsrunden. 1947 trat er der CDU bei. Bei der Wahl zum Bezirksvorsitzenden der Jungen Union Pfalz fiel Kohl 1948 durch, auch 1955, als er die Wahl zum stv. Landesvorsitzenden der CDU verlor. Danach startete Kohl politisch voll durch. Sein Geld verdiente er sich als Direktionsassistent einer Eisengiesserei sowie als Referent des Verbands der chemischen Industrie.

Kohl, der mächtigste Mann Europas

Mit 39 Jahren wurde Helmut Kohl 1969 in Rheinland-Pfalz zum jüngsten Ministerpräsidenten der Republik gewählt. Nachdem er ab 1976 Oppositionsführer war, wurde er 1982 zum Bundeskanzler gewählt. Durch Verhandlungen mit US-Präsident George Bush und Sowjet-Chef Michail Gorbatschow gelang es ihm, die beiden deutschen Staaten zu vereinigen. Auch die Einbettung Deutschlands in die EU sowie die Schaffung einer europäischen Währung gehören zu seinen Verdiensten.

Kohl, der wirbelnde Rentner

Auch nach seinen Rücktritt als Kanzler 1998 weibelte Helmut Kohl für «sein» Europa. Es war ihm vor allem ein Anliegen, die Jungen für die Idee von Europa zu begeistern. Für sein Wirken haben ihm die Staats- und Regierungschefs der EU den Titel «Ehrenbürger Europas» verliehen. Vor kurzem hatte er noch Ärger mit dem Ghostwriter seines Buches: Per Gericht konnte er die Veröffentlichung umstrittener Zitate stoppen. 

Kohl, der tanzende Bär

Helmut Kohl war zweimal verheiratet: 1948 lernte er beim Tanz die damals 15-jährige Hannelore Renner kennen. Mit ihr hatte er die beiden Söhne Walter (53) und Peter (51). 2001 schied Hannelore krankheitsbedingt mit einer Überdosis Tabletten aus dem Leben, was Kohl kaum verkraften konnte. 2008 heiratete Kohl die heute 53-jährige Maike Richter. Das nahmen ihm die Söhne übel. Peter Kohl mutmasst in seinem Buch, dass der Vater schon früher ein Verhältnis mit Maike hatte.

Kohl, Zitat zu seinem 80. Geburtstag (2010)

«Wenn ich an meinem 80. Geburtstag auf mein Leben zurückblicke, empfinde ich zunächst einmal große Dankbarkeit. Dankbarkeit dafür, dass meine Generation mit der Deutschen Einheit und der Europäischen Einigung ihren Beitrag leisten konnte, unser Land auf ein Fundament zu stellen, das Frieden und Freiheit dauerhaft möglich macht. Und ganz persönlich bin ich dankbar dafür, dass ich die Chance hatte, in entscheidenden geschichtlichen Stunden unseres Landes Verantwortung zu tragen.»

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