Er ist die Hoffnung der USA: Immunologe Anthony Fauci (79). Der Direktor des nationalen Forschungszentrums für Infektionen ist Trumps wissenschaftlicher Berater im Kampf gegen das Coronavirus. Und hat einiges zu tun, um Trump auf Kurs zu bringen.
«Ich bin erschöpft», sagte Fauci dem «Science Insider». Ansonsten ginge es ihm aber gut. Und scherzt: «Ich meine, ich bin meines Wissens nach nicht mit dem Coronavirus infiziert. Und ich wurde noch nicht gefeuert.» Damit spielt er auf die Praxis von US-Präsident Donald Trump (73) an, unliebsame Berater schnell zu entlassen. Fachmann Fauci korrigiert Trumps gefährlichen Kurs geduldig.
«Ich versuche mein Bestes»
«Ich habe dem Präsidenten Dinge gesagt, die er nicht hören will. Ich habe öffentlich etwas anderes sagen müssen als das, was er sagt», sagte Fauci der «New York Times». Des Risikos, schnell auf Trumps Abschussliste zu stehen, ist er sich bewusst. Kleinkriegen lassen will er sich jedoch nicht. «Das ist mein Stil: Ich sage es so, wie es ist und wenn er sauer wird, wird er sauer werden.» Bisher sei der US-Präsident das aber nicht. «Interessanterweise.»
In Trumps Corona-Pressekonferenz am vergangenen Donnerstag trat Fauci ebenfalls auf. Er sprach sich gegen Versammlungen mit mehr als zehn Personen aus – während gleichzeitig mehr als zehn Personen mit ihm auf der Bühne standen und noch mal deutlich mehr Journalisten ohne Sicherheitsabstand zuhörten. Offenbar gegen die ausdrückliche Empfehlung des Experten. «Ich versuche mein Bestes», sagte er dem «Science Insider» gequält über Situation. «Ich kann nicht das Unmögliche schaffen.»
Über die Zusammenarbeit mit Trump sagte Fauci: «Auch wenn wir in einigen Dingen nicht übereinstimmen, hört er zu. Er geht seinen eigenen Weg. Er hat seinen eigenen Stil. Aber in wesentlichen Fragen hört er auf das, was ich sage.» Ein erstes sichtbares Zeichen: Bei Trumps Pressekonferenz am Samstag standen weniger als zehn Menschen auf der Bühne.
Fauci will Trump nicht blamieren
Tatsächlich schwenkt Trump mittlerweile um. Dank des Einsatzes der Demokraten wird flächendeckend und gratis auf COVID-19 getestet. In allen Bundesstaaten sind Infektionen nachgewiesen, rund 400 Menschen sind gestorben. Doch noch immer verwundern die Auftritte des US-Präsidenten. Um seine Wiederwahl im November nicht zu gefährden, setzt er statt auf Ausgangssperren vor allem auf Geld für die Wirtschaft.
Fauci, Trumps Mann im Kampf gegen die Corona-Krise, geht im Umgang mit dem US-Präsidenten diplomatisch vor. «Ich will ihn nicht blamieren. Ich will mich nicht wie ein harter Kerl benehmen, als hätte ich mich gegen den Präsidenten gestellt», erklärte Fauci seine Taktik der «New York Times». «Ich will nur die Fakten herausfinden. Und statt zu sagen: ‹Sie irren sich›, ist es besser, immer wieder über Daten und Belege zu sprechen.»
Der Hoffnungsträger hat selbst Hoffnung. «Er [Trump] hat das verstanden. Er ist ein kluger Kerl. Er ist kein Dummkopf. Also nimmt er es jedenfalls bis jetzt hin, dass ich ihn in irgendeiner Weise damit konfrontiere. Er nimmt es auf eine gute Art und Weise auf.» (kin)