US-Präsident Donald Trump ist am Mittwoch zusammen mit seiner Frau Melania überraschend in den Irak gereist, wo er US-Soldaten besuchte. Dabei hat er wohl unabsichtlich den Stationierungsort eines Teams der US-Spezialeinheit Navy Seals verraten.
Trump posierte mit US-Soldaten, schüttelte Hände, gab Autogramme und liess sich dabei filmen. Das Video veröffentlichte er später auf Twitter. Nur: In einer Szene sind auch Soldaten zu erkennen, bei denen es sich offenbar um Spezialkräfte handelt, schreibt das US-Nachrichtenmagazin «Newsweek».
Gemäss Protokoll des Truppenbesuchs habe Trump zuvor im Speisesaal des Luftwaffenstützpunktes al Asad mit Lieutenant Commander Kyu Lee für ein Selfie posiert. Er soll dabei zum Präsidenten gesagt haben, er sei der Militärgeistliche von Navy Seal Team 5. Nach Lees Aussage erwiderte Trump darauf: «Hey, wenn das so ist, lasst uns ein Foto machen.»
Video zeigt Gesichter der Soldaten
Donald und Melania Trump lächelten daraufhin zusammen mit den Navy Seals in die Fotokamera. Die Szene ist auch im auf Twitter veröffentlichten Video zu sehen. Doch die Gesichter der Navy Seals sind im Video trotz Kampfmützen, Helmen und Nachtsichtbrillen gut sichtbar. Normalerweise wird ihr Standort geheim gehalten und Gesichter oder andere Merkmale, mit denen sie identifiziert werden könnten, auf Fotos oder Videos unkenntlich gemacht.
Zwar verstösst Trump damit nicht gegen offizielle Regeln. Denn als Präsident hat er weitreichende Befugnisse, geheime Informationen für die Öffentlichkeit freizugeben. Doch Beobachter kritisieren, er gefährde damit die Sicherheit von Armeeeinsätzen.
Bruch mit dem Protokoll
Malcolm Nance, ein früherer Geheimdienstspezialist bei der US-Armee, sagte zu «Newsweek», dass die Veröffentlichung dieses Videos ein Bruch mit dem Protokoll darstelle. Es bestehe die Gefahr, dass sie von «einer feindlichen Regierung oder einer terroristischen Gruppe gefangen genommen werden». Das Weisse Haus kommentierte den Vorfall zunächst nicht.
US-Präsident Trump hat im Irak erstmals seit seinem Amtsantritt vor zwei Jahren US-Soldaten in einem Kampfgebiet besucht. Trump landete am Mittwochabend mit seiner Frau Melania auf dem Luftwaffenstützpunkt Al-Asad. Anders als seine Amtsvorgänger hatte Trump bisher in seiner Präsidentschaft noch nie US-Kampftruppen im Ausland einen Besuch abgestattet. In den vergangenen Monaten war der Druck auf ihn gestiegen, das nachzuholen. (sga)