Segelflug-Drama am Mont Blanc
«Warum haben die Piloten den Motor nicht benutzt?»

Ein Schweizer und ein Neuseeländer sind gestern beim Absturz eines Segelflugzeugs auf der italienischen Seite des Mont Blanc ums Leben gekommen. Die Umstände ihres Todes sind rätselhaft, denn das Wetter war top, die Piloten erfahren und das Flugzeug modern.
Publiziert: 13.08.2015 um 21:06 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:38 Uhr
Wanderer hörten den Aufprall und alarmierten die Rettungskräfte.
Foto: Guido Tosatto
Von Myrte Müller

Das Wetter ist ideal für einen Rundflug über den Mont Blanc. Gestern Vormittag startet das Segelflugzeug der Marke Schempp-Hirth CS-22 Arcus M marche HB-2503 vom Flugpaltz in Bex VD. Der Flieger ist recht neu, sehr teuer, sehr modern ausgestattet.

Trotzdem kommt es zu einem tödlichen Crash auf der italienischen Seite des Mont Blanc: Der Segelflieger kracht kurz nach 14.30 Uhr in den Berg. Auf einer Höhe von 2450 Metern (Blick.ch berichtete).

Der Schweizer Jean D.* (65) und sein in der Schweiz wohnhafter neuseeländischer Kollege Simon W.* (66) sind erfahrene Piloten und Mitglieder im Segelflug-Club von Bex VD. Sie kennen die Region wie ihre Westentasche. Trotzdem kommt es zum Drama.

«Der Aufprall muss heftig gewesen sein»

Bergwanderer hören den Aufprall, alarmieren sofort die Bergrettung in der italienischen Ortschaft Courmayeur. Gegen 14.55 Uhr startet der Heli mit dem Notarzt an Bord. Minuten später landet er an der Unfallstelle. 

«Der Aufprall muss sehr heftig gewesen sein. Da waren nur noch Wrack-Teile», sagt Bergrettungsleiter Oscar Taiola (59) zu Blick.ch. «Der Neuseeländer war tot. Der Schweizer lebte noch wenige Minuten. Dann starb auch er.» 

Das ist bisher zum Unfall-Ablauf bekannt: «Der Flieger landete auf dem Bauch, wurde nochmals in die Höhe katapultiert und stürzte dann den Hang hinunter», sagt der Bergretter weiter. Doch weshalb kam es zum Crash? Taiola: «Das fragen wir uns auch. Denn das Wetter war toll. Es flogen an diesem Tag sicher noch weitere zehn Segelflieger in dieser Gegend.»

Vielleicht verlor das Flugzeug durch eine Fallböe an Höhe und kam dann nicht mehr hoch, rätselt Taiola. Doch er wundert sich: «Der Flieger hat einen Motor. Warum haben sie ihn nicht genutzt?»

Dass einer der beiden Piloten einen Schwächeanfall erlitten haben könnte, hält der Bergretter für unwahrscheinlich. «Dann hätte der jeweils andere ja das Steuer übernehmen müssen.»

Italienische Behörden haben Ermittlungen aufgenommen

Die italienische Luftfahrtaufsichtsbehörde sowie die Guardia di Finanza und die Kriminalpolizei ermitteln nach der möglichen Unglücksursache.

Auf dem Heimatflughafen in Bex VD ist die Stimmung angespannt. «Die beiden Piloten waren aktive Mitglieder in unserem Flug-Verein», sagt Flugplatz-Chef Michele Cherubini zur Walliser Nachrichtenseite «24Heures». «Sie waren erfahrene Piloten.» Cherubini denkt an die Angehörigen der Opfer: «Flugunglücke sind immer schrecklich. Da gibt es so viel Traurigkeit.» 

*Namen der Redaktion bekannt

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