Schwuler, Rockmusiker, Ureinwohnerin, Lehrer, Flüchtling – BLICK stellt die neue US-Regierung vor
Das ist Bidens bunte Aufräumtruppe

Der neue US-Präsident Joe Biden will die USA so schnell wie möglich zurück zur Normalität bringen. Dabei helfen ihm seine Ministerinnen und Minister. BLICK zeigt, wer hinter den Namen steckt.
Publiziert: 21.01.2021 um 17:44 Uhr
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Aktualisiert: 12.02.2021 um 21:13 Uhr
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Eine bunte Truppe, die das amerikanische Volk widerspiegelt: Präsident Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris mit der neuen US-Regierung.
Foto: CNN
Guido Felder

In der Zeit vor seinem Amtsantritt war der neue US-Präsident Joe Biden (78) nicht untätig. Damit er am Mittwoch gleich starten konnte, hat er im Vorfeld seine Regierung zusammengestellt und auch die weiteren Stabsstellen besetzt. Die Regierungsposten müssen allerdings noch vom Senat abgesegnet werden, was aber wegen der knappen Mehrheit der Demokraten in dieser Kammer ein Durchwinken sein wird.

Schwarze, Migranten, Frauen, ein Schwuler: Noch nie war eine US-Regierung so durchmischt wie unter Biden. Der neue Präsident sagt, dass seine Leute das amerikanische Volk widerspiegeln sollen.

BLICK zeigt, wer in den nächsten vier Jahren neben Biden und seiner Vizepräsidentin Kamala Harris (56) die amerikanische Politik prägen wird.

Minister

Aussenminister: Antony Blinken (58)
Biden und Blinken sind sich vertraut wie Zwillinge. Schon unter Obama arbeitete er für Biden als Nationaler Sicherheitsberater und ist auch auf dem Bild zu sehen, bei dem Obamas Stab die Tötung von Terrorist Osama bin Laden am Monitor mitverfolgt. Als Stiefsohn eines Holocaust-Überlebenden gilt er als Mann, der bei Unrecht auf der Welt dazu bereit ist, militärisch einzugreifen. Blinken ist auch Gitarrist: Er spielt leidenschaftlich Rock und Blues und ist mit seiner Altherrenband «Ablinken» sogar auf Spotify.

Finanzministerin: Janet Yellen (74)
Noch nie gab es in den USA eine Finanzministerin. Die ehemalige Notenbankchefin will in ihrem neuen Amt ökonomische Ungleichheiten abbauen, den Klimawandel bekämpfen und gegen unfaire Handelspraktiken und Subventionen Chinas ankämpfen. Yellen stammt aus einer jüdischen Familie und hat ihr Wirtschaftsstudium mit «summa cum laude» abgeschlossen. Sie ist mit Wirtschafts-Nobelpreisträger George A. Akerlof (80) verheiratet.

Verteidigungsminister: Lloyd Austin (67)
Da war wohl nichts mit Pension vor vier Jahren: Joe Biden holte den ehemaligen General des US-Zentralkommandos aus dem Ruhestand zurück und macht ihn zum ersten schwarzen Pentagonchef. Er ist nicht erste Wahl, Bidens Entscheid für den im Schatten seiner Kollegen stehenden General fiel als Reaktion auf die Rassismus-Proteste und internen Druck von hochrangigen, schwarzen Politikern.

Justizminister: Merrick B. Garland (68)
Dem langjährigen Richter blieb die aufgegleiste Wahl in den Obersten Gerichtshof nach Trumps Amtsantritt verwehrt. Er gilt als unabhängig und auch als unpolitisch. Gerade das passt linken Demokraten nicht: Sie erhofften sich nach Trump eine Justizführung, die sich offensiv für eine Stärkung der Bürgerrechte und gegen Rassismus einsetzen würde.

Innenministerin: Deb Haaland (60)
Für Fussballfans ist das kein unbekannter Name: Ihr Vater stammt wie Borussia Dortmunds Torgarant Erling Haaland aus Norwegen. Ihre Mutter ist Laguna-Indianerin. Damit ist Debra Anne Haaland die erste Frau mit indigener Abstammung in einer US-Regierung. Die Interessen der Ureinwohner Amerikas wurden lange vernachlässigt. Unter Trump kam es zu Konflikten wegen heiligen Stätten.

Verkehrsminister: Pete Buttigieg (39)
Er ist der erste Minister, der sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekennt. Vor zwei Jahren hat der vom Katholizismus zum anglikanischen Glauben Konvertierte in einer episkopalen Kirche seinen Partner Chasten Glezman geheiratet. Buttigieg ist ein politischer Senkrechtstarter: Schon mit 30 Jahren wurde er mit grossem Mehr zum Bürgermeister seiner über 100'000 Einwohner zählenden Heimatstadt South Bend in Indiana gewählt und vier Jahre später bestätigt. Bei den Präsidentschaftswahlen 2020 hatte er als Kandidat einen guten Start, gab aber bald zugunsten Bidens auf.

Bildungsminister: Miguel Cardona (45)
Als Zuwanderer aus Puerto Rico soll es der kleine Miguel in der Schule schwer gehabt haben. Das war wohl die Motivation, Lehrer zu werden und es seinen Schülern besser zu machen. Politische Erfahrung hat er kaum. Biden erhofft sich von ihm die Ausmerzung «systemischer Ungleichheiten» und die Bewältigung «der Krise hinsichtlich der psychischen Gesundheit in unserem Bildungssystem». Der Latino ist mit Marissa Pérez, einer früheren Miss Connecticut, verheiratet.

Minister für Innere Sicherheit: Alejandro Mayorkas (61)
Dieser Mann kennt seinen künftigen Job bestens: Schon unter Obama bekleidete er das Amt des stellvertretenden Ministers für Innere Sicherheit. Zuvor war er Direktor der Staatsbürgerschafts- und Einwanderungsbehörde und kümmerte sich unter anderem um Erdbeben-Waisen in Haiti. Er stammt ursprünglich aus Kuba, aus dem seine Familie 1960 in die USA geflohen war.

Arbeitsminister: Marty Walsh (53)
Der Bürgermeister der Millionenstadt Boston war früher Gewerkschafter und wäre wohl schon vor vier Jahren Arbeitsminister geworden, wenn Hillary Clinton (73) US-Präsidentin geworden wäre. Er hat mehrere Krankheiten durchgemacht: Mit sieben Jahren litt er an einem Burkitt-Lymphom (Tumor) und musste sich mit elf einer Chemotherapie unterziehen. Später war er alkoholabhängig. Nach einem Entzugsprogramm hat er es geschafft, seit 1995 keinen Tropfen mehr zu trinken.

Ministerin für Wohnungsbau und Stadtentwicklung: Marcia Fudge (68)
Die Kongressabgeordnete wird die erste Frau in 40 Jahren und die zweite Schwarze sein, die das Ministerium führt. Sie setzt sich seit vielen Jahren für günstigen Wohnraum und Reformen zur Verbesserung der Sicherheit ein. Im Kongress dient sie unter anderem im Komitee für Bildung. Zuvor war sie die Bürgermeisterin von Warrensville Heights (Ohio).

Energieministerin: Jennifer Granholm (61)
Eigentlich wollte sie Schauspielerin werden, studierte aber stattdessen Jus an der Harvard-Universität. Als erste Frau amtierte sie als Justizministerin von Michigan, dann als Gouverneurin. Unter ihr verringerte sich das Haushaltsdefizit Michigans um vier Milliarden Dollar. Sie wurde auch schon als Präsidentschaftskandidatin gehandelt, als eingebürgerte Kanadierin kann sie dieses Amt aber gar nicht ausüben.

Landwirtschaftsminister: Tom Vilsack (70)
Zurück an den Tatort: Vilsack war schon unter Obama Landwirtschaftsminister und stand bei Hillary Clintons Präsidentschaftskandidatur als deren Vize zur Diskussion. Kritiker bemängeln, dass er Gentechnologie befürworte und die nachhaltige Landwirtschaft zu wenig unterstütze.

Handelsministerin: Gina Raimondo (49)
In den Verantwortungsbereich von Gina Raimondo fallen unter anderem die Handelsstreitigkeiten mit China und die Regulierung grosser Internetkonzerne. Raimondo hat sich seit 2015 als Gouverneurin des Ostküsten-Bundesstaats Rhode Island bewährt.

Minister für Gesundheitspflege und Soziale Dienste: Xavier Becerra (62)
Der kalifornische Generalstaatsanwalt ist ein erklärter Befürworter des unter Obama eingeführten Gesundheitsgesetzes Affordable Care Act (ACA), das auch als Obamacare bekannt ist. Er übernimmt die Federführung im Kampf gegen die Corona-Pandemie.

Kriegsveteranenminister: Denis McDonough (51)
McDonough war früher unter Obama Stabschef des Weissen Hauses und ebenfalls dabei, als die Tötung von Osama bin Laden übertragen wurde. Seine Nomination wurde kritisiert, weil er selber kein Kriegsveteran ist. Er wehrte sich darauf auf Twitter, dass er ausnahmslos alle Stimmen der Veteranen-Community vertreten wolle.

Weitere Positionen mit Kabinettsrang

  • Stabschef des Weissen Hauses: Ron Klain, langjähriger Vertrauter Bidens
  • Vorsitzende des Rates für wirtschaftspolitische Fragen: Cecilia Rouse
  • Sondergesandter für das Klima: John Kerry, ehemaliger Aussenminister unter Barack Obama
  • Uno-Botschafterin: Linda Thomas-Greenfield
  • Leiter der Umweltschutz-Agentur: Michael Regan
  • Direktorin des Amts für Verwaltung und Haushaltswesen: Neera Tanden
  • Handelsbeauftragte: Katherine Tai
  • Direktorin der Geheimdienste: Avril Haines
  • Direktor CIA: William Burns, ehemaliger Vize-Aussenminister unter Barack Obama
  • Leiterin der Mittelstandsbehörde: Isabel Casillas Guzman
  • Wissenschaftsberater: Eric Lander

Weitere hochrangige Positionen

  • Nationaler Sicherheitsberater: Jake Sullivan
  • Senior Advicers: Mike Donilon und Cedric Richmond
  • Berater des Präsidenten: Steve Ricchetti
  • Rechtsberaterin: Dana Remus
  • Kommunikationsdirektorin: Kate Bedingfield
  • Pressesprecherin: Jen Psaki
  • Vorsitzende des Rats für Innenpolitik: Susan Rice, ehemalige Sicherheitsberaterin von Barack Obama
  • Vorsitzender des Nationalen Wirtschaftsrats: Brian Deese
  • Chefberater für medizinische Angelegenheiten: Anthony Fauci, der schon unter Donald Trump wirkte
  • Direktorin Zentren für Krankheitskontrolle und -prävention: Rochelle Walensky
  • Koordinator Coronavirus: Jeffrey Zients
  • Sanitätsinspektor: Vivek Murthy
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