Auf einen Blick
- Beschädigtes Frachtschiff sucht nach Hafen für Reparaturen
- Neun Tonnen russisches Ammoniumnitrat an Bord
- Europäische Häfen weisen Schiff aus Sicherheitsbedenken ab
Ein beschädigtes Frachtschiff mit explosiver Ladung sorgt für Aufregung in Europa. Die MV Ruby transportiert über 20'000 Tonnen russisches Ammoniumnitrat – ein Düngemittel, das bei der verheerenden Explosion im Hafen von Beirut 2020 eine zentrale Rolle spielte. Damals detonierten 2750 Tonnen derselben Chemikalie.
Das über 180 Meter lange, in Malta registrierte Schiff sucht verzweifelt nach einem Hafen, um dringend benötigte Reparaturen durchzuführen. Doch europäische Häfen weisen es aus Sicherheitsbedenken ab. Ein ausländischer Botschafter bezeichnete das Schiff als «schwimmende Megabombe».
Irrfahrt durch europäisches Gewässer
Die Reise der Ruby begann im August im russischen Hafen Kandalakscha an der Nordwestküste des Landes. Nachdem es auf Grund gelaufen war, erlitt das Schiff Schäden am Rumpf und Propeller und konnte deshalb seine Zielhäfen in Afrika nicht mehr erreichen, wie die «Times» berichtete. Seitdem irrt es durch europäische Gewässer, auf der Suche nach einem Hafen für Reparaturen.
In Norwegen wurde die Ruby zunächst festgehalten und inspiziert. Ein Sprecher der norwegischen Schifffahrtsbehörde erklärte, es gebe Schäden am Ruder und am Propeller sowie einige Risse im Rumpf. «Soweit wir wissen, haben die Schäden die Ladung an Bord nicht beeinträchtigt.»
Angst vor trojanischem Pferd
Trotzdem lehnen Länder wie Litauen und Malta das Anlegen ab. Es gebe Anlass zur Sorge, dass es sich um ein trojanisches Pferd handeln könnte, dessen Ziel die Sabotage eines ahnungslosen europäischen Hafens ist. Der litauische Aussenminister Gabrielius Landsbergis (42) sagte: «Wenn wir es mit Russland oder anderen internationalen Akteuren zu tun haben, die uns gegenüber feindlich gesinnt sind, behalten wir diese Möglichkeit immer im Hinterkopf.»
Weiter europäische Länder sehen das ähnlich. Aus diesem Grund schwimmt das Schiff nun schon seit einer Woche mit gerissenem Rumpf und beschädigtem Propeller vor der Küste Südostenglands. Die Betreiber baten derweil um Erlaubnis, die Ladung auf ein anderes Schiff umzuladen und dann Reparaturen durchzuführen. Eine Antwort der britischen Behörden steht noch aus.