Katastrophe mitten im dichten Abendverkehr von Mexiko-Stadt: Um kurz nach 22 Uhr (Ortszeit) bricht unweit der Haltestelle Olivos im Südosten der Stadt eine Brücke der städtischen Metro-Linie zusammen.
Der Einsturz passierte, als ein Metro-Zug der Linie 12 über die Brücke fuhr. Aufnahmen einer Überwachungskamera zeigen, wie mehrere Waggons der Komposition in die Tiefe gerissen und zusammengedrückt werden. Teile der einstürzenden Brücke begruben auch eine darunter verlaufende, dicht befahrene Strasse.
Mindestens 23 Menschen kamen ums Leben. 79 weitere wurden bei dem Unglück verletzt und ins Krankenhaus gebracht.
«Wir hörten ein lautes Donnern und das Licht ging aus»
«Unsere Solidarität gilt all jenen Familien, die Angehörige verloren haben», sagt Bürgermeisterin Claudia Sheinbaum. Sie kündigt Ermittlungen zu dem «bedauerlichen und schwerwiegenden Vorfall» an. Unter anderem werde sie ein internationales Gutachterbüro mit einer statistischen Untersuchung der Brücke beauftragen.
«Wir haben alle geschrien und sind dann in die Tiefe gestürzt», zitiert die Zeitung «Reforma» die Überlebende Itzel Yolitzin García. «Es war schrecklich.» Die 26-jährige Mariana erzählt in einem von der Zeitung «Univeral» veröffentlichten Video: «Wir hörten nur ein lautes Donnern und das Licht ging aus. Wir sind alle übereinander gestürzt. Viele Menschen haben um Hilfe gerufen.»
Ein Grossaufgebot an Rettungskräften holte die Menschen zunächst mit einer Leiter aus den herabhängenden Waggons. Mit einem Kran versuchten Einsatzkräfte, die verunglückten Waggons von der zusammengebrochenen Brücke zu heben.
«Ich habe auf mein Handy geschaut, als der Zug gebremst hat. Es hat sich so angefühlt, als würde man mich wegziehen. Ich bin auf die Leute gefallen und die Leute sind auf mich gefallen», sagt der 21-jährige Alejandro Porcayo im Fernsehsender Televisa. «Danach habe ich mich aus der halboffenen Tür gelehnt und bin rausgesprungen.»
Risse nach Erdbeben
Anwohner prangerten Berichten zufolge bereits vor Jahren Schäden an Pfeilern entlang der Strecke der U-Bahnlinie 12 an. Nach einem schweren Erdbeben im September 2017 hätten Bürger sich gesorgt, das Bauwerk könne einstürzen. Demnach waren nach dem Erdstoss der Stärke 7,1 unter anderem Risse aufgetreten.
Die Linie 12 steht im Zentrum eines der grössten Skandale der vergangenen Jahre in Mexiko-Stadt. Schon kurze Zeit nach der Einweihung musste der Betrieb ab März 2014 für mehr als eineinhalb Jahre eingestellt werden, nachdem schwerwiegende strukturelle Mängel festgestellt wurden. Unter anderem gab es eine starke Abnutzung der Schienen und Probleme an Brücken und Kurven.
Darüber hinaus wurde bei einer Untersuchung festgestellt, dass ein Teil der von der Bundesregierung für das Projekt bereitgestellten Mittel nicht gerechtfertigt waren. Mehr als 60 Beamte wurden später wegen Unregelmässigkeiten sanktioniert.
Zur Bauzeit war der heutige Aussenminister Marcelo Ebrard Bürgermeister von Mexiko-Stadt. Als die Ermittler auch ihn ins Visier nahmen, setzte er sich für rund drei Jahre nach Paris ab. Nach dem Unfall vom Montag sagte Ebrard, er stehe den Ermittlungsbehörden zur Verfügung. (cat/noo/SDA)