Nach dem starken Erdbeben sind in Mexiko-Stadt nach Angaben des Staatspräsidenten Enrique Peña Nieto insgesamt 38 Gebäude eingestürzt. Viele weitere wurden beschädigt. Die Zahl der Todesopfer nach dem starken Erdbeben und mehreren Nachbeben in Mexiko ist auf mindestens 230 gestiegen. Das teilte Innenminister Miguel Ángel Osorio Chong mit. Viele der Opfer sind Kinder.
Allein in der Hauptstadt Mexiko-Stadt seien mindestens 117 Menschen ums Leben gekommen, teilte Osorio Chong mit. Das Beben der Stärke 7,1 hatte gestern Dienstag das Zentrum des Landes erschüttert, das Epizentrum lag zwischen den Bundesstaaten Puebla und Morelos, rund 120 Kilometer Luftlinie südöstlich von Mexiko-Stadt.
Der mexikanische Präsident Enrique Peña Nieto forderte die Bevölkerung auf, zu Hause zu bleiben. «Sofern die Häuser sicher sind, ist es wichtig, dass die Bevölkerung drinnen bleibt, um die Strassen für Krankenwagen frei zu halten und die Arbeit der Rettungshelfer zu erleichtern», sagte er in einer Videobotschaft. Oberste Priorität habe nun die Suche nach Vermissten und die medizinische Versorgung der Verletzten.
21 Kinder in ihrer Schule getötet
In Mexiko-Stadt sind 21 Kinder beim Einsturz ihrer Schule getötet worden. Auch vier Erwachsene seien bei dem Unglück ums Leben gekommen, teilte der Staatssekretär im Bildungsministerium, Javier Treviño, am späten Dienstagabend (Ortszeit) mit.
Rettungskräfte versuchten mit Schaufeln und blossen Händen, Überlebende aus den Trümmern der Schule «Enrique Rébsamen» im Stadtviertel Coapa zu bergen. In einem der Gebäude befand sich auch ein Kindergarten. Bis Mittwochabend wurden elf Kinder und mindestens ein Lehrer aus den Trümmern der Grund- und Mittelschule gerettet
Insgesamt seien in der Hauptstadt 209 Schulen beschädigt worden, schreibt Bildungsminister Aurelio Nuño auf Twitter. 15 davon schwer. (SDA)
Tausende verängstigte Menschen waren in der Hauptstadt auf die Strassen und Plätze geflüchtet. Das Telefonnetz brach zusammen. Der Bürgermeister teilte mit, dass mindestens 20 Gebäude eingestürzt seien.
3.8 Millionen ohne Strom, Gefängnisse evakuiert
«Ich habe angeordnet, dass Stromgeneratoren installiert werden, damit die ganze Nacht über der Bevölkerung geholfen werden kann», sagte der Saatspräsident gestern. Zeitweise waren 3,8 Millionen Menschen ohne Strom. Peña Nieto betonte, dass die Streitkräfte bei der Suche nach Verschütteten mithelfen würden. «Vielleicht können wir noch Personen unter den Trümmern finden.»
Im Bundesstaat Puebla mussten gleich zwei Gefängnisse evakuiert werden. Das teilte der Gouverneur von Puebla, José Antonio Gali, mit.
Es handele sich dabei um Gefängnisse in Izúcar de Matamoros und Atlixco. Die Gefangenen sollen in eine Einrichtung rund 150 Kilometer südlich der Hauptstadt Mexiko-Stadt verlegt werden - inmitten des Erdbeben-Chaos musste dafür ein streng gesicherter Konvoi organisiert werden.
Jahrestag des schwersten Bebens in Mexikos Geschichte
In der Hauptstadt und dem angrenzenden Grossraum leben rund 20 Millionen Menschen. Die Universität von Mexiko-Stadt teilte mit, dass alle Kurse und Veranstaltungen bis auf Weiteres ausfallen, um die Gebäude auf Schäden zu untersuchen. Auch Schulen setzten den Unterricht aus.
Das Erdbeben ereignete sich genau am Jahrestag eines der schwersten Beben in der Geschichte Mexikos am 19. September 1985. Damals wurde auch besonders Mexiko-Stadt getroffen. Zwei Stunden vor dem erneuten Beben hatte es noch eine grosse Katstrophensimulation mit Evakuierungen gegeben, um das Verhalten für den Fall eines erneuten Erdbebens zu trainieren.
Erst am 7. September waren bei einem Beben der Stärke 8,2 rund 100 Menschen im Land umgekommen, dabei lag das Zentrum aber im Pazifik und war in Mexiko-Stadt längst nicht so stark zu spüren. Danach gab es weit über tausend Nachbeben.
Mexiko befindet sich in einer der weltweit aktivsten Erdbebenzonen. Der Grossteil der Landmasse liegt auf der sich westwärts bewegenden nordamerikanischen Erdplatte. Unter diese schiebt sich die langsam nach Nordosten wandernde Cocosplatte. Der Boden des Pazifischen Ozeans taucht so unter die mexikanische Landmasse ab. Das führt immer wieder zu schweren Erschütterungen, die das Land bedrohen. (SDA/nbb/noo)