Schwere Vorwürfe von Amnesty International
Syrische Kurdenmiliz soll Zivilisten vertrieben haben

Bisher berichtete Amnesty International (AI) im Nahen Osten vor allem von Gräueltaten des IS. Jetzt erhebt die Menschenrechtsorganisation auch schwere Vorwürfe gegen die syrische Kurdenmiliz YPG. Sie soll Tausende Zivilisten im Norden des Landes vertrieben und ihre Häuser zerstört haben.
Publiziert: 13.10.2015 um 05:17 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 23:16 Uhr
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Amnesty stellt syrische Kurden an den Pranger: Kämpfer der Miliz YPG steht in Kobane zwischen den Trümmern (Symbolbild).
Foto: KEYSTONE/AP/JAKE SIMKIN

In insgesamt 14 Dörfern und Städten haben die Mitarbeiter von Amnesty International Zerstörungen vorgefunden, die das Ergebnis einer «gezielten und koordinierten Kampagne zur kollektiven Bestrafung» der Bevölkerung durch kurdische Kämpfer seien.

Demnach wurde etwa das Dorf Husseinija im Nordosten Syriens in der Zeit zwischen Juni 2014 und Juni 2015 zu 94 Prozent zerstört. Ein von Amnesty zitierter Einwohner Husseinijas beschreibt, dass die Kurdenkämpfer die Menschen aus den Häusern getrieben, die Häuser angezündet und sie eins ums andere mit Planierraupen dem Erdboden gleichgemacht hätten, bis es das Dorf nicht mehr gegeben habe.

Bestrafung für IS-Sympathien

Das Vorgehen der von der PYD geführten autonomen Verwaltung erfolgt den Angaben zufolge häufig aus Vergeltung für vermeintliche Sympathien oder Verbindungen der Menschen zu Mitgliedern der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) oder anderer bewaffneter Gruppen. Die Verwaltung missbrauche ihre Macht und missachte Völkerrecht in einer Weise, die Kriegsverbrechen gleichkomme, hiess es.

Ein YPG-Sprecher wies die Anschuldigungen zurück. Die Miliz, die der Kurdischen Arbeiterpartei PKK nahesteht, ist im Kampf gegen den IS der wichtigste Partner der USA. In diesem Jahr konnte sie bei Gefechten mit IS-Kämpfern wichtige Erfolge erzielen.

Wichtiger Partner im Kampf gegen Terror-Miliz

Der NATO-Partner Türkei sieht die Allianz der USA mit der YPG jedoch kritisch, weil sie die Bildung eines Kurdenstaates an ihrer Südgrenze befürchtet. Sie betrachtet die Volksschutzeinheiten zudem als syrischen Ableger der PKK.

Die Kurden kontrollieren mittlerweile einen Grossteil der Grenze zur Türkei. Dort haben sie eine selbstverwaltete Zone errichtet. Den IS hatten die Kurden unter anderem aus Kobane vertrieben. Für die Verteidigung der Grenzstadt hatte die YPG zuletzt im Herbst vergangenen Jahres Waffen von den USA erhalten. (cat/SDA)

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