Schwere Vorwürfe gegen Benedikt XVI.
«Papst hatte keine Kenntnis vom Missbrauchs-Gutachten»

Eine neues Gutachten über sexuellen Missbrauch im Erzbistum München und Freising erhebt schwere Vorwürfe gegen den emeritierten Papst Benedikt XVI. Dieser wolle nun den Bericht lesen, heisst es am Donnerstagabend.
Publiziert: 20.01.2022 um 17:54 Uhr
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Aktualisiert: 20.01.2022 um 18:18 Uhr
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Papst Benedikt XVI. bedauert den Missbrauch von Kirchenbediensteten an Minderjährigen.
Foto: imago images/Sven Simon

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. bedauert nach den Worten seines Privatsekretärs Georg Gänswein den Missbrauch von Kirchenbediensteten an Minderjährigen. «Der emeritierte Papst drückt, wie er es bereits mehrmals in den Jahren seines Pontifikats getan hat, seine Scham und sein Bedauern aus über den von Klerikern an Minderjährigen verübten Missbrauch aus und erneuert seine persönliche Nähe und sein Gebet für alle Opfer», zitierte das Medienportal «Vatican News» Gänswein am Donnerstag.

Benedikt habe «bis am Donnerstagnachmittag» das Gutachten der Kanzlei Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) nicht gekannt und wolle es in den kommenden Tagen studieren und prüfen, erklärte Kurienerzbischof Gänswein weiter. Für den Vatikan kündigte der Sprecher des Heiligen Stuhls, Matteo Bruni, ebenfalls an, sich die Ergebnisse genau anschauen zu wollen.

Schwere Vorwürfe gegen Ex-Papst

Das Gutachten lastet dem heute 94-Jährigen Fehlverhalten im Umgang mit sexuellem Missbrauch in seiner Zeit als Erzbischof der Diözese München und Freising an. Der damalige Kardinal habe in seiner Zeit als Münchner Erzbischof Missbrauchstäter «mit hoher Wahrscheinlichkeit» wissentlich in der Seelsorge eingesetzt und darüber die Unwahrheit gesagt.

Das Gutachten kommt auch zu dem Schluss, dass viele Priester und Diakone auch nach Bekanntwerden entsprechender Vorwürfe weiter eingesetzt worden seien. 40 Kleriker seien, ungeachtet dessen, wieder in der Seelsorge tätig gewesen beziehungsweise dies sei geduldet worden. Bei 18 davon erfolgte dies sogar nach «einschlägiger Verurteilung», wie Rechtsanwalt Martin Pusch sagte. Insgesamt seien bei 43 Klerikern «gebotene Massnahmen mit Sanktionscharakter» unterblieben.

Insgesamt stellt das neue Gutachten der katholischen Diözese ein schlechtes Zeugnis aus. Auch in jüngster Zeit habe kein «Paradigmenwechsel» mit dem Fokus auf die Betroffenen stattgefunden, sagte Pusch. «Bis in die jüngste Vergangenheit und teils auch heute noch begegnen Geschädigten Hürden.»

Joseph Ratzinger, wie Benedikt XVI. mit bürgerlichem Namen heisst, lebt seit seinem Amtsverzicht in einem Kloster im Vatikan. (zis/SDA)

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