Die Hausboot-Ferien auf dem malerischen Fluss Sile enden für die Zürcherin Marilyn F.* (†42) am Montagnachmittag tödlich (BLICK berichtete). Nur Stunden vor der Tragödie hat die gelernte Kleinkinderzieherin mit ihrem Ehemann Mario F.* (41) und ihren beiden Kindern (10 und 13) unweit von Treviso (I) die Horizon 1 gemietet. Die Familie ist in Richtung der Lagune von Venedig unterwegs. Banker Mario F. ist nicht zum ersten Mal am Steuer eines Bootes.
Unterwegs auf dem Fluss muss er in Jesolo unter zwei Zugbrücken durchfahren – der Ponte della Vittorio und der rund 200 Meter entfernten Ponte San Giovanni. Dort kommt es um 15.30 Uhr zur Tragödie. Als die Horizon 1 in die Brücke zu krachen droht, greift Marilyn F. ein. Mit ihren Händen versucht sie das Boot zu stoppen – mit fatalen Folgen: Die zweifache Mutter wird vor den Augen ihrer Kinder und ihres Mannes zwischen Boot und Brücke zerquetscht.
Vermieter versichert: «Boote auf hohem Standard»
Jetzt äussert sich der Hausboot-Vermieter Le Boat erstmals zur Tragödie von Jesolo. «Wir bedauern sehr, dass am Nachmittag des 29. April ein Schweizer Kunde einen tödlichen Unfall in Italien erlitten hat. Unsere Gedanken sind bei der Familie und den Freunden der Betroffenen», schreibt Le Boat in einer Stellungnahme.
Zur Unfallursache könne man noch nichts sagen. «Wir arbeiten eng mit den lokalen Behörden und der Polizei bei ihren Ermittlungen zusammen und warten auf das Ergebnis», sagt Katja Meinken-Wiedemann, die Sprecherin von Le Boat. Das Unternehmen hält fest, dass es ihre Gäste vor der Abfahrt umfassend informiere und die Boote «auf einem hohen Standard» gehalten würden.
Mario F. warnte seine Frau (†42) kurz vor ihrem Tod
Bevor es zum tödlichen Crash mit der Brücke kam, hatte der Ehemann der Verstorbenen noch gewarnt: «Ich versuchte ihr zu sagen, dass sie da weggehen soll», sagt Mario F. zu den Ermittlern. Zuvor habe er noch den Rückwärtsgang eingelegt, doch die Strömung sei zu stark gewesen.
Wegen des Tods von Marilyn F. hat die italienische Staatsanwaltschaft gegen den Ehemann ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung eröffnet. Mario F. schaltet Anwältin Paola Nardini ein. Diese sagte zu BLICK: «Es muss nun geklärt werden, ob das Hausboot technisch in Ordnung oder defekt war.»
Die Hausboot-Tragödie von Jesolo weckt bei BLICK-Leserin Brigitte B.** (41) schlimme Erinnerungen. «Das hätte auch uns passieren können», sagt sie. Wie Familie F. war auch sie mit Mann (48) und Kindern (11 und 13) auf einem Hausboot von Le Boat unterwegs.
«Die Boote von Le Boat werden viel zu wenig gewartet»
Die Südfrankreich-Ferien auf dem Canal du Midi von Homps nach Castelnaudary vergangenen Sommer wurden für die Aargauer Familie zum Horrortrip. «Wir waren mit einem Boot unterwegs, bei dem das Steuer nicht funktionierte», so B.
Nach einem Drittel der Strecke ging die Familie in Trèbes vor Anker. Ein Mechaniker kam. Zurück auf dem Boot tauchte das Steuer-Problem aber erneut auf. «Wir haben eine alte Brücke gerammt – dabei wurde das Geländer auf dem Bootsdach runtergerissen.» Für Brigitte B. reines Glück, dass nichts Schlimmeres passierte. «Die Boote von Le Boat werden viel zu wenig gewartet», behauptet sie.
Auch auf Tripadvisor ist von Mängeln an den Charter-Booten von Le Boat zu lesen – von «Es funktioniert fast nichts» bis hin zu «Todesgefahr! Riss im Rumpf».
* Namen geändert
** Name der Redaktion bekannt