Vermiesen Quallen uns jetzt die Italien-Ferien?
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Glibber-Alarm an der Adria:Vermiesen Quallen uns jetzt die Italien-Ferien?

Schweizer trauen sich in Italien nicht ins Meer
«Es ist Horror hier mit den Quallen»

Die Strände in Italien und Frankreich werden von Quallen heimgesucht. Schwimmen? Nicht möglich! «Es ist der Horror», melden Blick-Leser aus ihren Ferien.
Publiziert: 16.07.2022 um 00:23 Uhr
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Quallen-Invasion an Italiens Strände.
Foto: Blick-Leserreporter
Tobias Ochsenbein

Sie sind der Horror aller Strandbesucher: Quallen! Diesen Sommer breiten sie sich an vielen Badeorten im südlichen Europa aus – vor allem in Italien und Frankreich.

Für die Badegäste besonders fies: Die Tentakel der Qualle können die Haut durchdringen. Das Nesselgift löst eine sofortige Reaktion aus. Die Haut errötet an der betroffenen Stelle. Es schmerzt und kann zu Juckreiz führen.

In Italien ist besonders die Adriaküste rund um Triest betroffen. In riesigen Schwärmen bevölkert die Lungenqualle, sie gilt als eine der grössten Arten im Mittelmeer – die Küsten.

«Man kann nicht ins Meer»

Blick-Leser Stefan Clopath meldet sich diese Woche aus Cavallino (I). «Es ist der Horror hier mit den Quallen. Man kann nicht ins Meer gehen, ohne einen Kontakt mit den Tieren zu haben», sagt er zu Blick.

Am Abend würden die toten Quallen angespült und blieben dort liegen, so Clopath. Für die Strandbetreiber tatsächlich ein Riesenproblem. Sie versuchen, teilweise mit Booten und Netzen, Badeabschnitte von den Quallen zu befreien.

Bloss bringt das alles wenig. Sie können darum nur hoffen, dass sich die Wasserströmung ändert und sich die Situation verbessert, wenn die Tiere auf diese Weise ins Meer getrieben werden.«Zum Glück haben wir einen coolen Pool!», meint Clopath.

Nach zwei Wochen noch Schmerzen

Ebenfalls betroffen ist der Ferienort Lido di Jesolo (I). Die Mutter von Blick-Leserin Sonja Emmenegger verbringt dort ihre Ferien. Sie meldet: «Quallen-Alarm! Die Tiere sind gut sichtbar im Wasser, viele Gäste vermeiden es darum, ins Wasser zu gehen.»

Auch im Ionischen Meer plagen die Viecher die Badegäste. Stark betroffen sind etwa die Ferienorte Lecce und Salento. An der Amalfiküste häufen sich die Quallen-Sichtungen ebenfalls. Und auch Frankreichs Badestrände bleiben nicht verschont. Betroffen sind diverse Strände auf der Insel Korsika und Badeorte an der Côte d’Azur.

Seit Mitte Juni hat sich die Feuerqualle Pelagia noctiluca vor den Küsten Korsikas und der Côte d'Azur explosionsartig vermehrt und vergällt Touristen an vielen südfranzösischen Stränden das Baden. Der Italiener Simone Martini kann ein Lied davon singen.

Ihn hat es an einem Strand in Ajaccio auf Korsika erwischt. «Zwei Wochen danach tut mir der Stich immer noch manchmal weh», sagt er über die Wunde an seiner Stirn.

Erwärmung des Wassers, Überfischung

Es gibt viel Tipps, wie man den Schmerz lindern kann, aber der Ozeanograf Fabien Lombard hat Zweifel an den meisten Methoden: «Auf die Wunde zu pieseln, hilft sicher nicht», sagt der Experte vom Meeresforschungsinstitut Laboratoire d'Océanographie de Villefranche/Mer lachend. Vor allem aber sollte man nicht die betroffene Stelle «mit Meerwasser spülen oder mit Sand abreiben».

Feuerquallen schiessen aus Nesselkapseln an ihren Tentakeln winzig kleine Harpunen mit einem giftigen Cocktail ab.

«Quallen sind blind und stechen daher alles, was ihnen begegnet, um zu probieren, ob sie es fressen können. Sie injizieren Nervengift, um ihre Beute zu lähmen, und Enzyme, um sie zu verdauen», erklärt Lombard.

Darum gibt es so viele Quallen

Die Ausbreitung der Quallen lässt sich laut Biologen auf mehrere Faktoren zurückführen. Einen entscheidenden Aspekt spiele die Erwärmung des Wassers. Denn diese fördert die Fortpflanzungsaktivität, mit ihr die stark zunehmende Vermehrung und somit auch die Grösse und Häufigkeit solcher Quallenblüten.

Andererseits sorge auch die Überfischung für grössere Nahrungszufuhr und stärkeres Gedeihen der Quallen, die sich ihr Planktonfutter mit immer weniger Fischen teilen müssten. Auch für Lovina Fullgrabe vom korsischen Meeresforschungsinstitut Stareso ist die Überfischung etwa von Thunfischen und Meeresschildkröten, die beide Quallen fressen, eine der plausibelsten Hypothesen, um das häufigere Vorkommen von Quallen zu erklären.


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