Das Attentat auf die französische Satirezeitschrift «Charlie Hebdo» hat in der Schweiz grosse Bestürzung ausgelöst. Bundesrat und Journalistenverbände verurteilten den Anschlag in Paris mit mindestens 12 Toten scharf. Verlegerpräsident Hanspeter Lebrument befürchtet neue Herausforderungen für die Medien.
Eine solche Tat habe grosse Wirkung und Konsequenzen, es sei «wie ein Fanal», sagte Lebrument. Nach diesem Angriff könne man sich nicht einfach zurücklehnen.
Der Verlegerpräsident sieht neue Herausforderungen auf die Medien zukommen. Man müsse sich überlegen, ob die Sicherheit der Redaktionen gewährleistet sei. Zudem werde es zunehmend schwierig für Medienschaffende, das Verhältnis zwischen einheimischer Bevölkerung und Zugewanderten mit muslimischem Hintergrund zu beschreiben.
«Schwarzer Tag für die Pressefreiheit»
Der Westschweizer Verlegerverband Médias Suisses zeigte sich konsterniert. Es sei ein «schwarzer Tag» für die Pressefreiheit, sagte Generalsekretär Daniel Hammer.
Der Journalistenverband Impressum gab sich in einer Mitteilung «zutiefst erschüttert». «Wir verurteilen den Angriff auf die Presse- und Meinungsäusserungsfreiheit aufs Schärfste», schreibt der Verband «und rufen die Behörden auf, die Verantwortlichen des Massakers und ihre Hintermänner ohne Rücksicht auf andere Interessen zur Verantwortung zu ziehen.»
Die Schweizer Sektion von Amnesty International bezeichnete den Angriff auf «Charlie Hebdo» in einer Mitteilung als «furchtbar und unentschuldbar».
Schockiert reagierte auch der Islamische Zentralrat. Er verstehe zwar den Missmut gegen die «gezielten Provokationen des Magazins. Dies rechtfertigt jedoch nicht die Anwendung von Gewalt», heisst es in einer Mitteilung.
Tief betroffen zeigten sich Schweizer Karikaturisten.«Ich bin sehr traurig», sagte der langjährige Westschweizer Zeichner Raymond Burki. Er bezeichnete das Attentat als «unvorstellbares Drama». Der Karikaturist war 38 Jahre für die Westschweizer Zeitung «24 heures» tätig.
Die Welt hat «grosse Federn» verloren
Mit dem Tod der bekannten Zeichner Cabu, Charb, Wolinksy und Tignous habe die Welt «grosse Federn» verloren, sagte Burki. Wegen einer Zeichnung getötet zu werden, sei unglaublich.
Den Anschlag überlebt hat die Karikaturistin Corinne Rey alias Coco, die neben «Charlie Hebdo» auch für die Westschweizer Satire-Zeitschrift «Vigousse» tätig ist. «Unsere Grundrechte sind bedroht», sagte Vigousse-Chefredaktor Thierry Barrigue. Wenn man schweige, habe man verloren.
Unter Schock stehen auch die Verantwortlichen des Karikaturen-Museums in Morges VD. Das Museum will den vier getöteten Zeichnern eine Hommage widmen. Es sei ein schwarzer Tag für die freie Meinungsäusserung, sagte am Mittwoch Konservatorin Charlotte Contesse.
Konsterniert zeigte sich Satiriker Viktor Giacobbo: «Viele Medienanfragen - und leider nein. Auch als Satiremacher kann man zur ganzen Scheisse nicht mehr als Entsetzen äussern», twitterte er.
Doris Leuthart erntet Kritik
Auch Bundesrätin Doris Leuthard äusserte sich auf Twitter über den UVEK-Account. «BR Leuthard: Satire ist kein Freipass. Aber keine Darstellung, keine Publikation legitimiert Gewalt. Das ist aufs Schärfste zu verurteilen.»
Die Twitter-User sind empört. Mittlerweile stellte sie ebenfalls via Twitter klar: «Achtung, gab teilweise Missverständnis: Bin bestürzt über Anschlag. Pressefreiheit ist Grundrecht! Nichts rechtfertigt Attentat». (SDA/kab)