Die Kubareise von Laura Baumgärtner (23) aus dem Kanton Thurgau wurde zum Albtraum. Das Model blieb trotz Pandemie auf der Insel. Sie wurde von der Polizei mitgenommen, sitzt seit Tagen ausserhalb der Hauptstadt Havanna in einem Bungalow fest. «Ich werde wie eine Verbrecherin behandelt», sagt sie zu BLICK. Und sie beklagt sich über sexuelle Belästigungen. «Hoffentlich kann ich bald zurück in die Heimat!»
Ihre Reise begann am 13. Januar ganz entspannt. «Ich bin alleine nach Havanna gekommen, um die Karibik zu bereisen», erklärt Baumgärtner, die gerade eine Lehre in der Systemgastronomie beendet hatte. Die ersten Monate auf der sozialistisch regierten Insel geniesst sie in vollen Zügen: «Ich reiste mit kubanischen Freunden durch das Land, von Westen nach Osten.»
«Ich habe es unterschätzt»
Schon damals war das Virus ein Thema. Ende März beschloss Kuba, die Grenzen für Touristen zu schliessen. Gut 60'000 Ausländer kehrten nach Hause zurück. Das Model setzte seine Reise jedoch fort: «Die Probleme hielten sich zunächst in Grenzen», erklärt Baumgärtner am Telefon. Sie habe die Medienberichte nicht richtig mitverfolgt, habe sich voll auf die Reise konzentriert. «Ich habe es unterschätzt», sagt sie.
Vor etwa zwei Wochen begann sich die Situation zuzuspitzen. Mit jedem Tag waren weniger Touristen auf der Strasse: «Bis ich eine der Letzten war.» Die junge Frau wurde ständig von der Polizei kontrolliert. «Ich fing an, mich vor der Polizei zu verstecken und mich möglichst kubanisch zu verhalten.» Dabei gehen auch ihre kubanischen Freunde ein grosses Risiko ein. «Wären sie zusammen mit einer Touristin erwischt worden, hätten sie sicher Probleme bekommen.»
Dann wird auch noch ihre Bankkarte vom Automaten eingezogen. Die Thurgauerin wendet sich nun an die lokalen Behörden. «Um zwei Uhr nachts wurde ich von zwei Polizisten in ein Auto gesetzt.» Niemand habe ihr gesagt, wohin sie gebracht würde. Und die Touristin spricht nicht sehr gut Spanisch. Die Nacht-und-Nebel-Aktion endet nach 40 Minuten ausserhalb von Havanna in einer Hotelanlage mit Campingplatz. «Sie haben hier eine Art Flüchtlingscamp eingerichtet», so die Schweizerin. «Dort lebe ich zusammen mit etwa 50 anderen Ausländern, die meisten aus Südamerika und Afrika.» Das Gelände sei eingezäunt, raus dürfe sie nicht.
«Ich wurde drei Mal sexuell belästigt»
Die Bedingungen seien prekär: «Ich wurde drei Mal sexuell belästigt. In den fünf Tagen, in denen ich nun hier bin!» Sie fühle sich komplett hilflos. «Ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie so unfrei gefühlt», sagt sie. Zum Frühstück gebe es für sie als Veganerin ein Stück Brot. «Die Rationen sind winzig.»
Mit dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) ist die Ostschweizerin seit einigen Tagen in Kontakt. Einen konkreten Plan, wann und wie sie wieder nach Europa kommt, gibt es momentan nicht.
Das Departement sagt auf Anfrage: «Das EDA hat Kenntnis von einer Schweizer Bürgerin, die in Kuba blockiert ist. Die Schweizerische Botschaft steht in Kontakt mit der betroffenen Person.» Es gelte aber der Grundsatz der Eigenverantwortung.