Zahlreiche ausländische Söldner kämpfen in den Reihen der ukrainischen Truppen gegen die russische Armee. Rund 20'000 haben sich laut Angaben der ukrainischen Armee freiwillig für den Kriegsdienst gemeldet. Die genaue Zahl bleibt geheim. Sie kommen aus den USA, Grossbritannien, aus Gebieten der ehemaligen Sowjetunion – und mindestens einer auch aus der Schweiz.
Der Schaffhauser Avi Motola (47) ist als Scharfschütze in der Armee dabei. Er diente im Osten, kämpfte an der Front gegen die Truppen von Wladimir Putin (70). In einem Bericht der «Rundschau» packt er über seine Beweggründe aus. «Ich will keine kleinen Kinder mehr in Plastiksäcke verpacken», sagt er. Auch wenn er nur ein Kind retten könne, «dann hat sich meine Arbeit schon gelohnt».
In der Schweiz droht Gefängnis
Als Scharfschütze sei er vor allem «das Backup des Teams», erzählt Motola. Er beobachte eine grosse Umgebung, halte nach feindlichen Kräften Ausschau. Er sei manchmal stundenlang am gleichen Ort, ohne sich zu bewegen. Die Konzentration sei stets hoch. «Es geht darum, feindliche Kräfte zu erkennen – und wenn nötig, auch zu eliminieren.»
Nach seinem Einsatz einfach so in die Schweiz zurückkehren kann Avi Motola nicht. Hierzulande droht ihm Gefängnis. Das Schweizer Gesetz verbietet es, in einer fremden Armee zu kämpfen. Dafür hat der Scharfschütze kein Verständnis. «Ein solches Gesetz zeugt von der grossen Freiheit eines Staates», sagt er. «Deutsche, Franzosen, Italiener – sie alle können hierherkommen, gehen nachher wieder nach Hause. In ihren Heimatländern wird ihnen sogar gedankt», so der Freiwillige. Nur er als Schweizer müsse damit rechnen, bestraft zu werden.
Sohn blieb zurück
Trotz seines Einsatzes kämpfe er noch immer mit Vorurteilen. Viele denken, dass Menschen wie ich hierherkommen, um Krieg zu spielen, um zu töten», erzählt er in dem «Rundschau»-Beitrag. Er allerdings wolle Zivilisten retten und die Ukrainer von den Russen befreien. Entscheidend für seinen Beitritt zur ukrainischen Armee seien die Gräueltaten von Butscha und Irpin gewesen.
Vor dem Krieg lebte Motola ausserhalb der Schweiz. Seine Familie, darunter seinen vierjährigen Sohn, liess er zurück. Das sei das grösste Opfer gewesen. Deshalb stelle er sich jeden Tag die Frage: «Was zum Teufel mache ich hier?» Aber auch andere Kämpfer hätten etwas zu verlieren. «Sonst wäre es schon lange vorbei.»
Diesen Monat reist Avi Motola ein paar Tage nach Hause, um seine Familie zu besuchen. Sein Vertrag ist befristet. Nach den Ferien wird er aber vermutlich wieder in den Krieg zurückkehren. (zis)